-- Download Von Lefkas nach Sizilien & weiter über Malta nach Sardinien as PDF --
Mein Plan war also Griechenland für einige Zeit zu verlassen, bzw Richtung Westen zu segeln.

So wie immer hatte ich einen etwas straffen Zeitplan, denn am 1. Mai wollte ich bereits im Bereich Sizilien/Catania sein um meinen alten Spezi Klaus einsteigen zu lassen. Mit ihm will ich dann bis Malta weiter segeln. Spätestens am 27.5. sollte ich Sardinien erreicht haben, denn dann kommt meine Frau Andrea mit unserer Freundin Martina in Cagliari an.



Der Morgen nach dem Abschiedsabend in Nidri gestaltete sich etwas mühsam für mich, es war aber lediglich die Etappe nach Vasiliki vorgesehen. Kurz vor Mittag gings bei passendem Wetter, also schwach windig und Sonne, los. Drei Stunden später konnte ich bereits im Hafen von Vasiliki anlegen. Es gab genügend Platz, bis zum Abend lagen nur vier Segler am Kai. Ein kleiner Buchtspaziergang und typisch griechische Souvlaki zum Abendessen waren die Highlights. Getrübt nur durch einen fünf Minuten Schütter genau beim Essen…., noch dazu hatte ich die Bootsfenster geöffnet ☹

Nächsten Morgen gings um 07.00h los. Bis zum Südkap von Lefkas und von dort Richtung Westen. Etwa 250-300NM lagen vor mir, also ca 2 ½ Tage einhand durch die Wasserwildnis. Die Wettervorhersagen waren ohne Starkwindprognose, es sollte also passen.

Die Sonne schien prächtig, der Wind kam von der richtigen Seite, lediglich die Wellen zeigten sich die ersten Stunden etwas konfus und beutelten mich durch. Allerdings hatte ich diesmal nicht auf die Seekrankheitstabletten vergessen und ich muss sagen, es wirkte.
Es dauerte eine Zeit, bis ich mich wieder an alles gewöhnt hatte. Meine technischen Helfer funktionierten, alles gut. Zwischendurch wurde der Wind schwächer, ich baumte die Genua aus und nahm etwas später für ein paar Stunden den Motor dazu. Schön langsam verschwanden die Ionischen Inseln aus meinem Blickfeld und bald war nur mehr rundherum Wasser. Das Internet verabschiedete sich und am Abend ging sich gerade noch ein Telefonat mit meiner Andrea aus. Ich hatte aber mein GARMIN InReach aktiviert und in Verbindung mit der Earth-App auf dem Smartphone war das nun mein Kommunikationsmittel. Zusätzlich wurde mein Track aufgezeichnet und konnte über einen von mir versendeten Link auch von zu Hause mitverfolgt werden, Ein beruhigendes Gefühl. In Verbindung mit dem Kartenplotter, der Selbststeueranlange und dem Radar, sowie AIS, eigentlich alles ganz easy. Während des Tages hatte es angenehme Temperaturen, als Essen gabs aufgewärmten „Spinach Pie“, etwas Obst und div. Snacks. Und Besuch erhielt ich auch, es kamen immer wieder kleine Vögel die auf der Calisto eine Ruhepause einlegten. Sie flogen wie selbstverständlich in die Kajüte, machten dort ein Nickerchen und hatten keinerlei Scheu.




Als es finster wurde begab ich mich in die Kajüte, heraussen war es bereits kalt geworden. Zuvor konnte ich noch den Motor abstellen und den passenden Wind aus Nordost nutzen. Da lag ich dann auf der Salonbank und beobachtete alles auf meinem Tablett-PC. Der Bildschirm des Plotters war nämlich auf dieses Gerät gespiegelt, wodurch ich alles so wie draußen sah. Zusätzlich hatte ich den AIS und Radaralarm eingeschaltet, ich sollte daher ein Warnzeichen bekommen, falls irgendetwas in die Nähe kam.
Gegen 02.00h piepte plötzlich der Radarwarner. Ich ging raus, konnte aber auf dem Bildschirm nichts bemerken. Das Piepen begann aber immer wieder. Letztendlich sah ich dann einen undefinierbaren roten Lichtpunkt in der Nähe und auf dem Radar ein sehr kleines weißes Pünktchen (Objekt). Für ein Schiff war das eine unübliche Beleuchtung, sehr spooky die ganze Sache. Zusätzlich hatte aus unerfindlichen Gründen meine Selbststeuerung von Automatik auf Manuell umgeschaltet, denn plötzlich fuhr ich in eine andere Richtung. Zum Glück bemerkte ich das gleich und konnte korrigieren. Keine Ahnung was dort wirklich los war. Der weitere Verlauf der Nacht verlief dann ruhig und ich konnte immer wieder etwas schlafen.
Als der Morgen kam gabs Kaffee und Frühstück, mein Hunger hielt sich aber insgesamt in Grenzen. Der Tag verlief ziemlich wellig, mit tollem Segelwind bis zum kommenden Abend. Zwischendurch kamen dann abermals wieder Vögel um auf der Calisto zu stoppen. U.a. ein bunter „Bienenfresser“. Er blieb bis nächsten Morgen bei mir, schlief im Schutz der Sprayhood auf der dortigen Rettungsweste und hatte echt keine Scheu.
Die zweite Nacht war ich dann im Bereich der „Stiefelsohle“ von Calabrien Richtung Westen. Es gab kaum Wind und ich nahm den Motor bis gegen 04.00h dazu. Danach gings mit passendem Wind aus Nord ziemlich flott dahin. Mein Ziel war die südliche Bucht von Taormina, die ich gegen 09.00 Uhr erreichte. Es gab dort genug Platz zum Ankern (nur ein anderer Segler) und der Schwell war aushaltbar. Nach 265 NM und insgesamt 50 Stunden konnte ich einen sonnigen Tag genießen und ausruhen.
Am nächsten Vormittag segelte ich dann nur mehr 8 NM südwärts bis zur Marina Riposto (55/N) wo Klaus (ein Freund und Polizeikollege seit Polizeischulzeit) gegen Mittag von Catania eintraf und zu mir auf die Calisto kam. Ich hatte mich für zwei Tage eingebucht, denn am kommenden Morgen fuhren wir mit dem Zug zum etwa 25km entfernten Taormina, schlenderten durch die sehenswerten Gassen und bestiegen den über 800m hohen Monte Venere. Ein toller sonniger Tag. Die Rückfahrt mit dem 18.00h Zug war dann etwas stressig, denn es gab nur zwei (komplizierte) Fahrscheinautomaten und eine Schlange davor. Wenn der Zug nicht Verspätung gehabt hätte, wäre er trotz vorhandenem Zeitpolster davon gefahren….
Tags darauf gings wirklich los, und zwar 30NM südwärts bis nach Augusta zur Marina Xifonia (40/N). Ein etwas eigenwilliger Hafen mit „Boxen“, wo wir aber längsseits gehen konnten. Es lagen auch zwei offensichtliche Seerettungsschiffe von Flüchtlingshilfs-organisationen an der Hafenmole. Insgesamt war aber sehr wenig los, die Ortschaft Auguste ist ok, mehr aber auch nicht.
Von hier hatten wir nur mehr 14NM bis zur Marina Lakkios in Syrakus. Diesen Hafen kannte ich bereits aus dem Vorjahr und hatte ihn gut in Erinnerung. Heuer blieben wir zwei Nächte (50/N) und genossen quasi einen Urlaubstag in Syrakus.
Die nächste Etappe ging dann in einer rauschenden Segelfahrt zum wohl bekannten Marzamemi in die Marina Natilus (55/N) und am nächsten Tag das kurze Stück südlich bis zur weitläufigen Hafenbucht von Portopalo. Ein großzügiger Ankerplatz, wo wir die Nacht verbrachten. Herrlicher Sonnenschein animierte uns zu einem Bad im glasklaren Meer. Bei einer Temperatur von etwa 20 Grad etwas erfrischend, aber ok.
Bereits im Morgengrauen ging es wieder weiter. 55NM bis Malta, bzw hatten wir die Marina Mgarr auf der Insel Gozo als Ziel gewählt. Die Überfahrt war unspektakulär, zumeist unter Segel, aber fast immer mit Motorunterstützung, da der Wind zu schwach war. Wir erreichten die Marina gegen 17.00h und bekamen einen Platz am Ponton „C“ zugewiesen (44€/N). Ein bunter Hafen, wo aber auch ständig Fähren von der Insel Malta hin und her fuhren, was natürlich entsprechenden Schwell verursachte. Zusätzlich ist der Hafen bei Südostwind etwas offen, was wir leider ebenfalls zu spüren bekamen. Es wackelte also öfters ziemlich stark, war aber aushaltbar – Hauptsache angekommen.
Wir buchten für zwei Nächte und unternahmen am nächsten Tag eine herrliche (stromlose) Mountainbike Tour. Zuerst zur westlichen Steilküste, diese ein paar Km entlang und dann mit diversen Stopps weiter über die halbe Insel. Insgesamt 44Km mit 760Hm – ein ausgefüllter, interessanter Tag.
Am nächsten Tag setzten wir morgens zur „Blauen Lagune“ bei der Insel Comino über. Diese ist nämlich tagsüber derart von Ausflugsbooten überlaufen, sodass wir dort bereits in der Morgensonne kurz ankerten und dann weiter die Westküste von Malta südwärts fuhren. Eine fast durchgehende Steilküste bis man gute 20NM später beim Südkap nach Osten abbiegt und in den großen Gewerbehafen von Marsaxlokk einfährt. Hier wählten wir die westliche Buchtseite, nördlich der Fischfarm und gingen dort vor Anker. Ich benötigte ein paar Versuche bis das Eisen hielt, in der Nähe des Ufers gibt es anscheinend nur Sand auf Felsplatten. Etwas weiter gegen Buchtmitte war es sofort besser und alles passte. Später gings mit dem Dingi in den kleinen Hafen von Birzebouga. Ein Ort mit keinen Besonderheiten, wo wir ein Chinesisches Restaurant fürs Abendessen wählten. Die Preise waren hier locker um ein Drittel niedriger. Bei Einbruch der Dunkelheit befanden wir uns wieder auf der Calisto.
Von hier waren es dann nur mehr zwei Stunden Fahrt entlang der Küste bis nach Valletta. Es gab achterlichen Wind und erst bei der Einfahrt in die südliche Bucht von Valletta benötigten wir den Motor. Ich war sehr beeindruckt und auch etwas stolz, dieses Ziel erreicht zu haben. Wir drehten aber nur eine kleine Runde und fuhren weiter in die nördliche Bucht, wo wir uns nördlich der kleinen Insel Manoel zwei freie Bojen schnappten und die Calisto dort festmachten. Diesen Tipp hatten wir in Syrakus von einem jungen Kanadischen Pärchen erhalten, welche in Malta ihr Schiff kauften und dort erst vor ein paar Wochen weggefahren sind. Ca 100m entfernt befand sich der große Manoel Ship Yard, welcher mit Travellift (zum Boot Herausheben), div. Werkstätten und Liegeplätzen ausgestattet war. Dies nahm ich zum Anlass um die dortige Werksleitung bzgl eines Problems bei der Ankerwinsch, bzw auch bei der Propellerschaftdichtung (diese tropfte) zu kontaktieren.
Zuvor fuhren Klaus und ich aber mit dem Dinghi an Land und sahen uns den Stadtteil Sliema an.
Nächsten Morgen rief ich bei der Werft an und eine Stunde später wurde bereits ein Elektriker mit einem kleinen Boot zur Calisto gebracht. Nach einigen Tests war das vermutliche Problem bei der Ankerwinsch entdeckt. Die fingerdicken Pluskabel des E-Motors hatten anscheinend ein Kontaktproblem und wurden vom Elektriker mitgenommen (letztendlich gegen neue Kabel ausgetauscht). Bzgl der Schaftdichtung musste die Calisto aus dem Wasser gehoben werden und das war für den kommenden Morgen 08.15h eingeplant. Inzwischen war Klaus ausgezogen, er hatte ein Zimmer gemietet und noch zwei Tage Zeit für Stadtbummel. Den Nachmittag und Abend verbrachte ich in Valletta, wobei wir uns in der Altstadt trafen. Meine Tiroler Freunde, Walter und Claudia waren in der Zwischenzeit auch in Malta gelandet und kamen ebenfalls zu uns. Es wurde eine gesellige Runde. Walter und Claudia sollten am nächsten Tag zu mir aufs Schiff kommen und ein paar Tage mitsegeln.
Pünktlich kam die Calisto nächsten Tag raus, der Mechaniker stand schon da, alles wäre in spätestens drei Stunden erledigt worden. Denkste…. Der Flansch, mit welchem die Antriebswelle mit dem Getriebe verbunden war, wollte sich ums Verrecken nicht von der Welle lösen. Der Mechaniker werkte bis zum späten Nachmittag mit allen Mitteln, doch letztendlich ging es nur mit einem Hitzeschock (Schweißbrenner) Richtung Flansch und dieser löste sich nach 1 Minute! Danach das nächste Problem das Gewinde des Schaftes wurde durch diese Arbeiten beschädigt…. Inzwischen war es Abend geworden – Arbeitsschluss. Eigentlich hätte ich mit Walter und Claudia schon unterwegs sein wollen, doch die Calisto stand aufgebockt in der Werft, Walter und Manuela hatten ihre erste Bootsnacht also im Trockenen 🙁
Auch nächsten Morgen kamen nur zögerliche Fortschritte, als ich sah, dass der Mechaniker schon ganze Zeit das Gewinde mit einer kleinen Feile bearbeitet, bekam ich die Krise. Ich ging ins Büro und fragte ob es auf dieser großen Werft keinen Gewindeschneider gibt. Mir kam das Ganze ziemlich steinzeitmäßig vor, und der Mechaniker, so nett er auch war, schien mir etwas zu wenig Erfahrung zu haben. Um 10.00h war dann alles fertig, es ging ans Zahlen (alles zusammen 1200€) wo ich wieder warten musste, dann ging unser Kran kaputt und der zweite Kran war beschäftigt, ein Hopperla nach dem anderen, bis wir um 13.00h endlich ins Wasser kamen. Ich machte eigentlich nur deshalb Stress, da ich mit Walter und Claudia unbedingt noch nach Gozo fahren wollte (3h) da ab dem späten Nachmittag für drei Tage starker Wind prognostiziert war, wo wir aus Valletta nicht weggekommen wären.
Letztendlich hatten wir eine nette Segelfahrt rauf nach Gozo, wo ich in der Marina MGARR einen Platz reserviert hatte. Wir lagen bei einem Ponton ziemlich weit draußen, nächst der Hafeneinfahrt – es kam wie befürchtet die Nacht wurde schrecklich. Der aufkommende Südostwind sendete seine Wellen bis zu unserem Ponton und bescherte uns eine extrem schaukelige Nacht. Mir taten Walter und Claudia leid, überhaupt nachdem sich Claudia das alles mal ansehen wollte. Viel schlimmer hätte sie es nicht erwischen können. Die erste Nacht in der Werft (sehr ruhig, aber mit Moskitos und das Klo sehr weit weg), die zweite dann zum Abgewöhnen… sorry. Jedenfalls gingen die beiden nächsten Morgen von Bord und nahmen sich oben in Victoria ein Zimmer. Den Tag verbrachten wir dann bei einer gemeinsamen Inseltour mit einem Mietauto.
Danach war ich nun wirklich solo, wanderte noch den südlichen Küsten Trail, ging eine Runde Richtung Ostküste laufen und hatte dabei fast gesamt Gozo gesehen. Ich muss sagen, diese Insel gefällt mir wirklich gut. Überschaubar, tolle Küstenabschnitte, gepflegt, und ein geniales Bussystem (in gesamt Malta), ideal für ein paar Tage Aufenthalt.
Tags darauf hatte sich das Wetter nachhaltig gebessert und ich konnte meinen Weg Richtung Sardinien fortsetzen. Ich startete diese über 300NM lange Strecke im Morgengrauen und fuhr entlang der Süd/Westküste von Gozo nach Westen. Es gab noch eine leichte Gegenwelle vom Starkwind der vergangenen Tage, welche aber in den nächsten Stunden komplett verschwand. Es kam leichter achterlicher Wind auf, also Segel gesetzt, was jedoch zu langsam war, also blieb der Motor noch an.
Ich hatte die letzten Tage natürlich immer die Wettervorhersage (den Wind) beobachtet und es tat sich genau ein halbwegs ideales Fenster für die kommenden drei Tage auf. Danach wäre es auf längere Zeit sehr unbeständig (mit häufigem Gegenwind) geworden. Mein Entschluss war daher die gesamte Strecke bis Südsardinien nonstop in etwa 2 ½ Tagen solo durchzusegeln. Nach ein paar Stunden waren die letzten Konturen von Gozo verschwunden und es gab nur mehr Wasser rundherum. Bis zum Abend des ersten Tages lief es ganz gut, sobald es dämmerig wurde, frischte der achterliche Wind auf und es wurde wegen der stärkeren Dünung etwas schwierig die Segel ordentlich in Position zu halten. Zusätzlich hatte ich das Gefühl in einer Gegenströmung zu sein. Trotz Wind mit 15Kn hatte ich keine richtige Geschwindigkeit. 3,5Kn Speed war mir zu wenig und ich nahm den Motor dazu. So fuhr ich in meine erste Nacht. Die Wellen wurden höher und der Wind steigerte sich in Böen etwas. Es kamen echt ungemütliche Stunden. Ich hielt mich die meiste Zeit in der Kajüte auf und beobachtete alles von meinem Tablett, wo ich in gewohnter Weise die Oberfläche des Plotters spiegelte. Radar und AIS war eingeschaltet, mein Garmin Inreach aktiviert, ein Gefühl der Sicherheit, welches ich nicht missen möchte. In dieser Nacht gab es jedoch wegen der höheren achterlichen (von hinten) Wellen immer wieder Radar Fehlalarme, da dieses auch die brechenden Wellen als Radarziel identifizierten. Drinnen schepperte alles und manchmal rumpste es, wenn wieder mal irgendetwas in einem Kastl gegen die Wand stieß. Ich verkeilte mich auf der Salonbank zwischen Tisch und Rückenlehne, fand jedoch sehr wenig Schlaf. In der Morgendämmerung schaute ich wieder mal raus und setzte den Vorsegelausbaumer zur Stabilisierung der Genua. Im Finstern war mir das zu mühsam, jetzt passte es und der Speed war gleich viel besser.
Der zweite Tag, ich befand mich nun etwa zwischen der Insel Pantellaria und Sizilien, lief wesentlich besser und ich erholte mich etwas. Die Wellen wurden kleiner, die Sonne schien, ich konnte es fast genießen. Ich muss hier dazu sagen, dass so eine längere Fahrt sehr anstrengend und kein richtiges Vergnügen ist. Ständig gibt’s bei den Segeln irgendetwas zum Ändern und durch den Seegang war ich sowieso etwas geschlaucht. Insgesamt passte es aber. Dies blieb auch in der kommenden Nacht so. Es gab keinen einzigen Radaralarm, und schlafen konnte ich auch ein paar Stunden, allerdings nicht am Stück.
Am Morgen des dritten Tages merkte ich gegen 05.00h, dass bei den Segeln etwas anders ist. Also raus, der Wind hatte leicht gedreht und ich musste den Vorsegelausbaumer demontieren. Hier ist Konzentration gefragt, denn wenn dieses lange Ding (eine „Stange“ mit etwa 3m) mal beim Mast gelöst wurde und die Genua etwas herumfetzt, dann wirft es die Stange hin und her und man muss insbesondere bei Wellengang aufpassen, dass man nicht getroffen wird. Nach ein paar adrenalingeschwängerten Minuten hatte ich die Sache in Griff und alles war wieder dort wo es hingehörte. Bis Mittag gab es etwas wechselnde Bedingungen, ich sah eine Schule Delphine, und Sardinien kam bereits in Sicht. Als krönenden Abschluss hatte ich die letzten Stunden tollen Segelwind bis zu meinem Ziel, die Marina Villasimius, ganz im Südosten von Sardinien. Ich meldete mich über Funk (Navily Reservierung), ein Marinero empfing mich im Schlauchboot und geleitete mich zum Liegeplatz. Eine schöne Marina, nicht allzu groß, aber gepflegt, jedoch mit minimaler Sanitärausstattung um50€/N inkl. Wasser/Strom. Ich war froh angekommen zu sein, denn in der Nacht begann bereits der NW-Wind – ich hatte für die Überfahrt gerade noch ein richtiges Wetterfenster erwischt,
Am Abend gabs auf der Calisto Tortellini, ich war zu müde um irgend ein Restaurant zu suchen und lag bald zufrieden in meiner Koje.
Nächsten Tag erkundete ich den Nahbereich zu Fuß. Auf der östlichen Seite dieser kleinen Halbinsel lag in etwa 1km Entfernung ein malerischer Sandstrand mit den typischen abgerundeten Felsen und azurblauem Wasser. Genauso wie man sich Sardinien vorstellt. Es gab erst vereinzelte Badegäste und in der Bucht lagen ein paar Segler vor Anker. Es hatte angenehme Temperaturen, vor allem dort wo es windgeschützt war. Eine wirklich schöne Gegend. Die Ortschaft Villasimius lag allerdings zwei Km entfernt, direkt im Marinabereich gabs keinen Supermarkt, nur zwei Lokale und ein paar Geschäfte.
Damit sich mein Radius etwas erweiterte nahm ich mir tags darauf ein E-Bike (27€/24h), ein normales Rad war nicht zu bekommen. Mit diesem E-Bike fuhr ich dann zum Monte „Monte Bruncu Cani Prandu“ 491m. Ein anstrengendes Vergnügen, denn das E-Bike hatte keine Schaltung und nur zwei Gänge die automatisch gewählt wurden…. Wenn es steiler bergauf ging musste ich im Wiegetritt fahren, da die Übersetzung so schlecht war, bzw. gab es ein paar Abschnitte wo es nur mehr mit Schieben ging. Insgesamt aber doch besser als rauf/runter gehen.
Nach vier Nächten war es windmäßig endlich wieder besser und ich segelte in ein paar Stunden bis Cagliari, zur Marina Del Sole (30/N ai). Ein rustikales Platzerl, aber sehr relaxt und sicher eine der günstigsten Stadtmarinas in Italien. Hier wartete ich das Eintreffen meiner Frau Andrea und unserer Freundin Martina ab. Dabei besichtigte ich In diesen drei Tagen die Stadt, fuhr mit einem E-Bike bis zum östlich gelegenen Stadtstrand, wanderte auf eine Aussichtshügel, kaufte ein und erledigte beim Boot ein paar Dinge. Der Wind wehte inzwischen beständig mit 4-7 Bft, wobei es immer am Nachmittag gegen 16.00h am meisten kachelte. Die Sonne scheinte zwar beständig, es gab aber nur an den geschützten Stellen angenehme Wärme. Irgendwie zeigte sich dieser Mai von seiner kühlen, windigen Seite. Doch ich will nicht klagen. Rückblickend betrachtet hatte ich für meine Überfahrt von Malta eigentlich nur das von mir gewählte Zeitfenster, danach gabs ausschließlich Westwind und ich hätte nicht nach Sardinien übersetzen können.
Als Andrea und Martina eintrafen, starteten wir bereits am nächsten Morgen Richtung Endziel Carloforte. Die erste Etappe sollte uns bis Höhe Kap Malfatano bringen. Zuerst gabs Segelwind, nach 1h bereits (prognostizierten) Gegenwind welcher sich von einem lauen Lüftchen bis 7 Bft (die letzte Stunde) steigerte. 32Nm die zum Schluss echt ungemütlich wurden. Dafür hatten wir einen tollen und gut geschützten Ankerplatz gleich nordöstlich beim Torre Malfatano. Wir gingen mit dem Beiboot an Land und wanderten das kurze Stück hinauf zum Torre Malfatano. Danach ein herrliches Buchtmenü, allerdings in der Kajüte, denn heraußen war es bereits zu kühl. In der Nacht kamen noch immer giftige Böen daher, doch der Anker lag sehr gut im Sand und ich hatte 50 beruhigende Meter Kette draußen.
In der Früh war es etwas ruhiger, sodass wir um 07.00h bereits unterwegs waren. Für diesen Tag waren in Böen über 30Kn NW angesagt, weshalb ich in der nahen Marina Teulada einen Platz reserviert hatte (41/N ai). Diese lag nur 6NM entfernt, auf der westlichen Kapseite ganz im Norden der Bucht. Der Marinero meldete sich am Funk, wir konnten (es war erst 08.00h) in die Marina einfahren und bekamen einen guten Platz zugewiesen, der trotz 20Kn gut anzufahren war. Es windete ganzen Tag, durch den nahen, tollen Sandstrand und der netten Umgebung war es aber nicht so schlimm, es gefiel uns. Infrastruktur, wie einen kleinen Supermarkt, gab es nicht. Lediglich ein kleines Cafe und beim Strand eine typische Bar.
Nächsten Morgen lief ich eine Runde in die nahen Hügel, verendete jedoch beim Stacheldraht des angrenzenden Militärgeländes und musste alles wieder retour.
Es folgte ein traumhafter Tag mit einem leichten Segellüftchen Richtung Insel Antioco, zur Bucht Coaquaddus im Südosten dieser Insel. Ein perfekter Ankerplatz mit Sandgrund und viel Platz. Türkises Wasser, kaum Wind und angenehme Temperaturen. Wir fuhren mit dem Beiboot an Land und genossen diese Szenerie. Bis zum Abend lagen insgesamt nur fünf Segler vor Anker. Das Abendessen konnten wir diesmal an Deck genießen und weil es so schön war, gab es Prosecco dazu 😉
Nächsten Vormittag gings motorsegelnd, ohne Stress weiter zur Insel San Pietro bis zum Hafen des Hauptortes Carloforte. In diesem netten Ort hatte ich die Marina Sifredi für ein Jahr als Stützpunkt ausgewählt (3100€). Er wurde mir von einem befreundeten Seglerpaar empfohlen und hat uns gleich mit dem 5 Tage-Festival „GIRO TONNO“ empfangen. In der Marina wusste man schon von unserer Ankunft, ein Liegeplatz war gleich zugeteilt und die Einweisung erfolgte von der sympathischen Managerin Carmela. Scheint wirklich ein toller Platz zu sein. Die gesamte Anlage war sehr gepflegt und lag quasi beim Ortszentrum. Lediglich der Schwell von den einlaufenden Fähren wirkte manchmal etwas störend.
Nach einem kurzen Nachmittagsschläfchen begaben wir uns gleich in das pulsierende kleine Städtchen. Aufgrund dieses fünftägigen Festivals gab es jede Menge an Verkaufsständen, sowie kulinarische Angebote und natürlich auch viele Touristen, die großteils mit der Fähre von der Hauptinsel Sardinien (Porto Vesme) gekommen waren. Nach den doch sehr ruhigen letzten Tagen eine willkommene Abwechslung, insbesondere für meine Damen.
Nach einem ersten Rundgang mussten wir jedoch noch unseren Proviant auffüllen und begaben uns zum nahen CONAD-Markt, welcher erstaunlich gut sortiert und auch nicht überteuert war. Das Abendessen nahmen wir nachher beim Giro Tonno ein. Dort kauft man ein Ticket und bekommt dann bei einem Stand, je nach Ticket, verschiedene Portionen gereicht die daneben auf einfachen Holzbänken/Tischen verspeist werden. Es gab Couscous, ein ortstypisches Nudelgericht und ein Thunfischragout. Dies scheint eine der Hauptattraktionen zu sein, denn der Andrang war ziemlich groß. Gut gesättigt gings dann weiter ins Getümmel. Bis 22.30h war überall der Bär los. Plötzlich verließen der Großteil aller Besucher die Lokale, um diese Zeit begann nämlich ein Popkonzert bei einer der Bühnen. Wir googelten „The Kolores“ und erfuhren, dass diese Band soeben einen der Haupthits in Italien spielte. Also nichts wie hin, aber nicht bis vor die Bühne, denn die Lautstärke reichte auch bei 150m Entfernung. Es dauerte allerdings über ½ Stunde bis der Haupthit „Italo Disco“ über die Besuchermenge schallte. Arme Andrea, sieh hört lieber „Ostbahn Kurti“ und empfand diese Musik als Qual. Martina und ich sahen das etwas anders 😉 Danach gings aber ab in die Kojen, war eh schon Mitternacht.
Leider gab es schon wieder eine Starkwindprognose, welche zwei Tage später ab Mittag beginnen sollte. Deshalb lösten wir bereits am nächsten Vormittag abermals die Leinen und begaben uns auf eine zweitägige gemütliche Inselrundfahrt (insgesamt etwa 20NM). Gegen den Uhrzeigersinn zuerst nach Norden und dort auf die Westseite von San Pietro. Eine schroffe Felsküste bei glatter See. Schön zum Schauen, aber vorerst keine Ankerplätze. Erst nördlich der Bucht La Caletta sahen wir vor der Steilküste plötzlich zwei Segelmasten in der Ferne und fuhren neugierig hin. Es entpuppte sich eine traumhafte Bucht mit Sandgrund vor einer gewaltigen Felskulisse. Glasklares Wasser mit 23 Grad, Möwengeträllere, kein Wind und genug Platz zum Ankern. Hier blieben wir und genossen einen herrlichen Übernachtungsplatz. Endlich ein Sprung ins Wasser bei angenehmen Temperaturen. Bei der Erkundungsfahrt mit dem Beiboot verfolgte uns kurzfristig ein kleiner Rochen in der Heckwelle, Natur pur. Auch ohne Schnorchel sahen wir überall bis auf den Grund. Als Draufgabe hatten wir noch einen prächtigen Sonnenuntergang und parallel dazu ein schmackhaftes Buchtmenü.
In der Nacht frischte der Wind etwas auf, die Ankerkette spannte sich immer wieder und mein Schlaf war nicht besonders erholsam. Es lag aber noch alles im grünen Bereich. Wir starteten trotzdem bereits gegen 07.00h, um noch bei halbwegs moderaten Windverhältnissen in der Marina anlegen zu können. Diesmal hatten wir einen LP an der Innenseite des Betonkai`s erhalten, wo es eindeutig ruhiger war. Der äußere Ponton kriegte im Laufe des immer mehr werdenden Südostwindes ganz schön Schwell ab und wackelte gewaltig. Die Temperatur lag inzwischen bei 30°, war aber durch den Wind leicht erträglich.
Die „GIRO TONNO“ Veranstaltung ging ihrem Ende zu und am Abend hatten die meisten Stände bereits Verkaufsschluss. Wir vergönnten uns diesmal in einer guten Trattoria ein italienisches Abendessen, mit typ. Vorspeisen, einem Thunfischsteak und Hauswein. Ein köstliches Vergnügen, welches aber auch bezahlt wird, denn Carloforte gehört eher nicht zu den billigen Ecken.
Nächsten Tag hatten wir ein Auto zur Verfügung und erkundeten damit die 50km² große Insel. Zuerst zum sehr schönen Naturstrand La Caletta. Dieser lag bei den aktuellen Windverhältnissen sehr geschützt, hatte aber trotzdem nur eine Wassertemperatur von 20°. Nach einiger Zeit gings weiter zu einem Aussichtsplatz und wieder retour nach Carloforte. Es gibt hier keine Rundfahrtmöglichkeiten, es geht quasi immer sternförmig von Carloforte weg (ist auch die einzige Ortschaft auf der Insel). Am späten Nachmittag drehten wir dann noch eine Runde in den Norden. Die insgesamt sehr schöne Insel ist nicht besonders touristisch und hat auch keine großen Hotelanlagen. Sandstrände gibt es leider nur sehr wenige.
Der kommende Tag war geprägt von Bootsarbeiten, Wäsche waschen, einkaufen (bereits für den nächsten Aufenthalt) usw. Ich überstellte die Calisto in den gleich nördlich angrenzenden Fischerhafen, wo die Marina Sifredi noch ein paar Liegeplätze hat. Dort bekam ich einen sehr gut geschützten Platz, ideal für meine kommende Abwesenheit.
Ein letztes Abendessen und am kommenden Morgen früh aus den Federn. Die Fähre ging um 07.00h nach Porto Vesme, um 07.40h wartete dort bereits das Shuttleservice (20/P, CF-CA Shuttle) Richtung Flughafen Cagliari und um 10.00h hob unser Flieger pünktlich ab. Alles klappte wie am Schnürchen. Ende Juni sollte ich wieder kommen.