Von Kos nach Lefkas


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Voll getankt, gut verproviantiert und ausgeruht startete ich am kommenden Morgen zu meiner letzten großen Solo-Etappe dieses Jahres, ca 400NM retour nach Lefkas.

Gleich nach der Hafenausfahrt setzte ich die Segel und fuhr mit gutem Speed auf der wellengeschützten Südseite von Kos Richtung Westen. Kurz vor dem östlichsten Zipfel von Kos reffte ich die Segel, denn bei diesen Kap`s gibt es öfters Starkwind. Es war zwar nicht ganz so böig, aber sobald ich draußen in der offenen Ägäis war gings zur Sache. Die Wellen hatten bald stattliche Höhen und der Wind blies stetig mit 15-22Kn von NNW. Ich hatte es mit etwas gemütlicher vorgestellt, denn das war mehr als prognostiziert. Aber was soll`s, das Leben ist kein Wunschkonzert. Es lagen etwa 30NM zur Insel Astipalea vor mir, welche meine Magennerven ganz schön beanspruchten. Permanente Schräglagen bei 6-7Kn Speed und in regelmäßigen Abständen ein Wasserschwall über die Sprayhood, es war etwas mühsam. Ca 6 Seemeilen vor meinem Ziel, der kleinen Marina Astipalea, fielen plötzlich Autopilot, Tiefenmesser und Windanzeige aus. Keine Anzeige auf den Display`s. Der Kartenplotter funktioniert zum Glück noch. Jedoch musste ich ans Ruder und konnte bei Wellen bis 2m ganz schön kurbeln. Nach etwa 4NM kam ich endlich in die Abdeckung der Insel und konnte nun in ruhigerem Wasser bis zur Marina segeln. Den Marinero hatte ich vorher angerufen und so wusste ich, dass noch ein Platz frei war.  Im kleinen Hafenbecken gab es deutlich weniger Wind, mein Anlegemanöver passte (Buganker, mit dem Heck zum Kai) sehr gut und der Anker hielt. Aufgrund der Starkwindprognose für die nächsten Tage, werde ich hier einige Zeit verbringen.

Die Wettervorhersage stimmte und so blieb ich drei Nächte (15€/N). Die Chora mit dem Hafen lag sehr malerisch, mit engen Gassen im typischen Weiss-Blau der südlichen Ägäis und erfüllte exakt die Prospektvorstellungen von Griechenland. Für Ausflüge mietete ich eine kleine Enduromaschine, düste damit kreuz und quer über die gesamte Insel, bestieg den höchsten Berg  und besuchte einige tolle Aussichtspunkte. Diverse Geschäfte, Lokale,  und Tavernen gab es natürlich auch ausreichend. Zwischendurch immer wieder der Blick auf die Wettervorhersage. Ursprünglich wollte ich rauf nach Ios, doch hierfür waren die Verhältnisse ungünstig. Ganz hart am Wind mit entsprechend Welle wollte ich mir nicht antun.

Am dritten Morgen war es etwas ruhiger. Ich ging noch zum Bäcker und startete kurz danach meine Überfahrt zur Insel Anafi. Auch dieser Törn wurde abermals ziemlich wellig mit beständigem Segelwind und Böen bis gut 20Kn. Im kleinen, neu ausgebauten Hafen von Anafi konnte ich längsseits anlegen. Ich wanderte in der Nachmittagssonne hinauf zur Chora und war echt angenehm überrascht. Diese Insel lag eigentlich gar nicht auf meiner „todo List“ und entpuppte sich als wahrer Geheimtipp. Ein kleiner Strand neben dem Hafen und eine sehr gepflegte und sehenswerte Chora, wirklich schön.

Die Nacht war ruhig und mein Katamarannachbar lief bereits im Morgengrauen aus. Ich wartete noch etwas und startete nach dem zweiten Kaffee Richtung Santorin. Eigentlich war weniger Wind prognostiziert, aber 15-20Kn blasen hier anscheinend immer. Uns so gabs abermals eine beschwingte Segelfahrt bis in die Windabdeckung von Santorin. Bereits vor der Einfahrt in die Kaldera (Santorin ist ja eine Vulkaninsel) wurde die Südküste spektakulär und jede Menge an Touristenbooten fuhren entlang der senkrechten dunklen Vulkanfelsen. Danach einer der Höhepunkte vom Segeln in Griechenland. Auf eigenem Kiel in den inneren Bereich (also der ehemalige Vulkankrater) einfahren – sehr beeindruckend. 5NM später gelangte ich zu meinem Ziel, der westlich gelegenen Insel Thirasia, wo ich in der Bucht Ormos Nikolaos eine Boje reserviert hatte. Diesen Tipp hatte ich von meinem Seglerkollegen Christian bekommen, denn Ankern ist im inneren Bereich von Santorin praktisch nicht möglich und anlegen kann man als Privatschiff auch nirgends. Die Manolas Bojen (siehe NAVILY App) werden mit WhatsApp reserviert und kosten 50€ pro Nacht. Für griechische Verhältnisse ziemlich teuer, aber eindeutig eine gute Investition. Ich nahm zwei Nächte, konnte so am ersten Nachmittag die Insel Thirasia erkunden und fuhr am zweiten Tag früh morgens mit der Fähre (2€) hinüber nach Santorin Old Fira. Dort hatte ich reichlich Zeit die Toptourismusregion von Griechenland zu erkunden. Es ist wirklich beeindruckend, vor allem am Vormittag, wo es noch nicht so heiß ist und die Massen an Touristen erst schön langsam eintrudeln. Ein Fotomotiv nach dem anderen und jede Menge Aussicht. Nach ein paar Stunden mit einigen Kilometern durch die engen Gassen, entlang steiler Hänge, hatte ich mich aber sattgesehen und freute mich bereits auf die Ruhe bei meinem Liegeplatz. Die Fähre war am späten Nachmittag retour, endlich ein Sprung ins Wasser!

Sobald der kommende Morgen graute, startete ich und fuhr weiter nach Norden zur Insel Ios. Diese Etappe war zwar nicht so lange, doch Gegenwind bis 22Kn und Wellen machten es zu einer ruppigen Motorfahrt. Im Hafen Ios  war am Ostkai noch Platz für mich. Entgegen der Beschreibungen gab es aber keine Mooringleine und ich musste meinen Anker nehmen. Für die kommenden Tage stand stärkerer Meltemi in Aussicht, weshalb ich mich gut einrichtete. Zusätzlich gab es hier jedes mal ziemlich Schwell wenn eine der zahlreichen Fähren am äußeren Hafen anlegte. Mein Anker hielt, der Abstand zum Kai passte auch, alles paletti.

Ich blieb vier Nächte (gesamt 40€) und erkundete die sehenswerte Insel. Jeden Tag eine windige Wanderung und zwei Tage ein Moped, ich kam ziemlich viel herum.

Endlich passte der Wetterbericht, Zeit zum Ablegen. Anker auf und los gings Richtung Insel Sifnos. Sobald ich die große Bucht vom Hafen Ios verlassen hatte, steigerte sich der Wind von Minute zu Minute und als die Abdeckung Richtung Norden weg war gab es bereits Böen bis 25Kn. Aufgrund meiner Erfahrungswerte bin ich in solchen Situationen eher vorsichtig, weshalb ich das Großsegel nur bis zum ersten Reff gesetzt hatte. Zwischen der Insel Ios und dem gleich westlich gelegenen Sikinos blies der Nordwind kräftig durch, erst später pendelte es sich bei 15-18Kn ein. Es wurde eine annehmbare Segelfahrt und erst als ich das Südkap von Sifnos erreichte sowie meinen Kurs nach Norden richtete kam der Motor ran. Die Westseite von Sifnos noch ein kurzes Stück hoch und ich hatte mein Tagesziel, die fast kreisrunde Bucht Orms Vathy erreicht. Ein wunderbarer Ankerplatz mit Badestrand, einigen Häusern und Tavernen, sowie einem kleinen Kai mit einer kleinen blau-weißen Kirche. Sehr idyllisch, aber bei anderen Seglern auch begehrt. Bis zum Abend ankerten über zehn Schiffe. Ich war wieder im Bereich des Chartertourismus zurückgekehrt.

 

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