-- Download Von Thessaloniki nach Lesbos as PDF --
Wie geplant lag die Calisto genau ein Monat in der Marina Thessaloniki (285€). Ich kam an einem Freitag spät Abend retour und startete bereits am nächsten Vormittag bei herrlichem Wetter meinen Törn nach Lesbos. Das Boot war unversehrt, der Tank noch ziemlich voll. Ich benötigte nur ein paar Lebensmittel und freute mich auf den kommenden Trip. Zuerst wieder nach Kallikratia, wo ich im Hafen abermals locker Platz fand. Es war zwar bereits etwas mehr los, aber ein paar Schiffe hätten schon noch Platz gehabt. Im Ort gab es emsiges Treiben und am langen Badestrand tummelten sich die Badetouristen.
Am nächsten Tag hatte ich bei Chalkidiki/Kassandra wieder den Kanal von Potidea mit der Brücke zum Durchfahren, aber diesmal war ich bereits entspannt denn ich wusste ja, dass alles passt. Danach folgten noch 30NM bis Porto Koufos. Es kamen ein paar Delphine vorbei, ansonsten nur ein Segler in der Ferne. Ich erreichte Porto Koufos in der Nachmittagssonne und konnte am selben Platz wie die Wochen zuvor längsseits anlegen. Tanken, Spaziergang, Abendessen bei Pefkos, einen Drink als Absacker und ab in die Koje.
Ich startete sehr zeitig im Morgengrauen denn für die nächste Etappe nach Limnos hatte ich ca 10 Stunden geplant. Die Überfahrt war bei wenig Wellengang und mäßigem Wind. Ich hätte eigentlich den Parasailor setzen wollen, doch die Bedingungen passten wieder nicht.
Jedenfalls kam ich wie geplant im Hafen Myrina an und konnte am letzten freien Platz beim Kai (r.k. mit Buganker) anlegen. Ich war sofort beeindruckt von diesem schönen Ort. Oberhalb des Hafens thronte die alte Festung und gleich anschließend beim Kai ging es in die Ortschaft. Tavernen, Cafes, Geschäfte eine sehenswerte kleine Fußgängerzone welche zur anderen Ortsseite führte und das alles sehr geschmackvoll, sauber. Abermals ein Wohlfühlort in Griechenland. Ich blieb deshalb noch einen weiteren Tag und genoss ihn in vollen Zügen.
Danach steuerte ich das 20NM entfernte Moudros an, welches im Zentrum von Limnos im Nordosten der großen Bucht liegt. Als ich dort ein paar Stunden später ankam briste es gerade auf 20Kt auf, doch der Hafen ist sehr geschützt und beim längsseits Anlegen half mir die Besatzung des kleinen Katamarans TONTA. Es handelt sich hier wieder um eine der typischen unvollendeten griechischen Marinas. Mooringleinen gab es nur dort, wo es sich die Einheimischen gerichtet hatten. Da sich aber der nautischen Andrang in Grenzen hält, gibt es für Fahrtensegler auch einige freie Plätze. Manche lassen ihr Schiff sogar ein paar Wochen unbeaufsichtigt hier, denn der Flughafen liegt sehr nahe und bietet sich für einen Abstecher in die Heimat, oder für einen Crewwechsel an. Alsbald kam die Portpolice vorbei und gab mir einen Zettel zum Ausfüllen. Dieses Anmeldeformular musste ich ab 17.00Uhr im nahen Office abgeben. Der dort anwesende Polizist nahm es sehr genau und im Endeffekt musste ich sämtliche Boots- und Personaldokumente vorlegen. Das Zentrum der Ortschaft befindet sich etwas erhöht, bietet aber nicht viel. Da war am Abend beim Hafen etwas mehr los und in den Tavernen saßen doch einige Gäste. Insgesamt ist dieser Ort ganz okay, aber kein Augenschmaus.
Die kommende Nacht schlief ich etwas unruhig denn es standen knappe 60NM bis Lesbos auf dem Programm. Ich startete bereits im ersten Dämmerungslicht den Motor und fuhr in der mit rot/grün befeuerten Fahrrinne hinaus in die weite Bucht. Danach hieß es Segel hoch und sobald ich aus dem Kolpos Moudros draußen war stellte ich den Motor ab.
Es wurde meine längste Fahrt unter Segel bisher. Zuerst sehr angenehm mit bis zu 15Kt NNO Wind und kaum Wellen. Die Prognose war aber so, dass es ab Mittag etwas mehr werden sollte. Dies traf auch genau so ein. Ab etwa der Mitte zwischen Limnos und Lesbos, dort wo auch laufend Frachtschiffe nord- und südwärts fuhren, begann der Wind zunehmend in Böen aufzufrischen. Die Windrichtung änderte sich geringfügig auf N/NNO und die seitlich kommenden Wellen legten auch zu. Mit der gemütlichen Fahrt war es nun bald vorbei, der Autopilot plagte sich und in der Kajüte fielen diverse Dinge hin und her. Zum Glück funktioniert bei mir das Reffen so, dass ich alles vom Cockpit aus machen kann, denn bei Böen bis 25Kt muss ich die Segelfläche schon stark verkleinern. Ich bin kein Fan von extremen Schräglagen, weshalb ich da etwas defensiver unterwegs bin. Schön langsam kam Lesbos näher und die Wellen wurden eher höher, als kleiner. Etwas skeptisch fuhr ich den Hafen Mithymna ganz oben im Nordwesten an. Bei der Zufahrt drehte ein Polizeiboot eine Runde um mich, ansonsten sah man keine Schiffe. Erst auf den letzten Metern wurde es plötzlich ruhig und im Hafen gab es überhaupt keinen Schwell. Außer mir lagen nur eine Motoryacht und ein größerer Kat am Kai, dafür gab es aber insgesamt 4 Frontex/Polizeiboote, welche hier anscheinend ihren Standort hatten. Mein Anker hielt erst im zweiten Versuch, ich musste im klaren Wasser etwas herumfahren, bis ich einen idealen Sandplatz fand wo mein Anker letztendlich in knapp 50m Entfernung bei 5-6m Wassertiefe am Grund lag. Ich kontrollierte mit Brille und Schnorchel, alles okay.
Nun konnte ich mich etwas umsehen und bereits der erste Erkundungsspaziergang war äußerst positiv. Wieder ein absolutes Highlight in Griechenland. Da es mir hier so gut gefiel verbrachte ich insgesamt vier angenehme Tage. Zudem hatte ich ab dem zweiten Tag Isa und Markus (ein nettes Bayerisches Pärchen mit ihrer Najad TARA) als Nachbarn mit denen es sehr kurzweilig zum Plaudern war. Im Laufe der Tage füllte sich der gesamte Kai in lockerer Anlegeweise. Die große Bucht wäre auch zum Ankern geeignet und war trotz immer wieder aufbriesendem Wind eigentlich stetig ruhig. Für mich waren das richtige Urlaubstage die ich mit kleinen Erkundungen der Gegend, diversen Lokalbesuchen, etc. ausfüllte. Die Ortschaft Mithymna (auch Molivos) liegt äußerst ansehnlich am Fuß der Burg und ist ein Magnet für Touristen der ganzen Insel. Kleine, enge, schattige Gassen mit Kopfsteinpflaster, gespickt mit diversen Geschäften aber auch verschiedenste Lokale mit Aussichtsterrassen prägen das Bild dieser Wohlfühloase. Die darunter liegende Bucht hat einen ewig langen Kiesstrand, wo im Nahbereich des Dorfes ein paar Strandbars und kleinere Hotels zu finden sind.
Am Aufbruchstag startete ich nicht allzu spät und fuhr im Musselim Channel an der Nordküste Richtung Nordosten. Es gab Gegenwind bis 20Kt mit etwas Welle, was sich aber unter Motor als leicht bewältigbar darstellte.
Ab dem nördlichsten Punkt änderte ich den Kurs Richtung Südosten/Süd und fuhr die 20NM bei 15-20Kt Wind unter Segel bis Mytilini. Mein Ziel war die Setur Marina Mytilini wo ich bereits einen Platz reserviert hatte. Dort erwartete ich für den nächsten Tag das Eintreffen meiner Frau mit ihrer Freundin. Zu dritt hatten wir nun neun Segeltage vor uns, die wir den Windprognosen anpassen wollten.