Einmal gehts noch (zweite Peloponnesumrundung)


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…unter diesem Motto steht mein derzeitiger Aufenthalt  in Griechenland, den ich in Begleitung von Fritz genieße. Stephen hatte zuvor einige Aufträge abzuarbeiten, die Golden Lady soll ja gut in Schuss sein. Wir lagen diesmal am IBA Ponton – bei der Nidri Marina war kein Platz frei.

Nidri – beim IBA Pontom

Für uns  gabs noch die obligatorischen Auftakelungsarbeiten am Schiff, das Bugfenster wurde von einem Profi neu abdichtet, dazwischen mal laufen, ein Bad im Meer, gut essen und  am dritten Tag war um 11h Abfahrt. Das Wetter wieder durchwegs prächtig (Sonne + teilweise Bewölkung mit ca. 25 Grad) und wir gut gelaunt, weils endlich los geht. Unterwegs Richtung Süden nach Ithaka, wobei unser ambitioniertes Ziel eine Peloponnesumrundung ist.  Zwischen Lefkas und Meganisi war Gegenwind, doch etwas südlich kam dann der Westwind mit 5-7 Beaufort und beschleunigte uns  auf beständige 5-7 Knoten. Wir waren deshalb so schnell auf Höhe von Ithaka, dass wir uns zur Weiterfahrt bis Kefalonia/Poros entschieden. Die alte Dame stellte hier wahrscheinlich ihren Rekord von etwa 6 Knoten Durchschittsspeed auf. Glaube nicht, dass vorher jemand mit ihr in 5 ½ Stunden 33 nautische Meilen gefahren ist. Topspeed 8,4 Knoten! Ich musste jedoch permanent am Ruder stehen und entsprechen kurbeln wenn die Wellen unter der GL durchrauschten. Jedenfalls kamen wir gegen 17.30 Uhr in Poros an, wo wir im Hafen noch sehr schön Platz fanden. (9,5€).  Füße vertreten, Abendessen, telefonieren, schreiben und ab in die Federn.

endlich gehts los

es wird ein flotter Segeltag

Am nächsten Morgen sind wir schon um 7 Uhr weiter Richtung Zakynthos, denn wir wollten dort am Nachmittag mit einem Mietauto zur Shipwreckbay. Die Überfahrt war echt gemütlich und das leise Dahinsegeln ein Genuss. Im Hafen von Zante war noch genügend Platz (10€ ), strahlender Sonnenschein mit ca. 25 Grad, sehr angenehm rundherum. Das Highlight des Tages war allerdings der Ausflug zur Shipwreckbay. Diese Aussicht von den 200m hohen Felsen in die türkisblaue Tiefe ist immer wieder ein Erlebnis. Wenn das Wetter passt geht’s morgen Richtung Südpeloponnes.

Zufahrt Hafen Zante / Zakynthos
Ausflug zur Shipwreckbay
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Hafen Zante
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Es hat gepasst, und so sind wir bereits um 06.30 Uhr Richtung Süden und waren bis 17.00 Uhr mit Motorunterstützung unterwegs. Die angenehme 60 Seemeilen-Fahrt endete im Hafen Pylos wo wir neben der Slipanlage einen Platz fanden. Seit meinem Törn vor zwei Jahren hat sich hier kaum etwas verändert. Die „Marina“ ist noch immer zur freien Benützung und niemand kümmert sich drum.

ein langer Tag beginnt

kurz vor dem Tagesziel – Pylos
Einfahrt in die Navarino-Bucht / Pylos
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Der nächste Tag war Pause, bzw. für Sightseeing reserviert. Mit dem Mietauto zuerst eine Wanderung bei der Ochsenbucht, dann nach Kalamata und an der Küste retour nach Koroni, Finikounta, Methoni. Die Marina KALAMATA schaut recht nett aus, nur…. was macht man dort? Ich glaub, so schnell werde ich das Ionische Meer nicht verlassen. Die Temperatur erreichte heute bereits schwüle 30 Grad!

kleine Wanderung zur Ochsenbauchbucht
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ein Juwel der Natur
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Da die Wettervorhersage so halbwegs in Ordnung war folgte die Weiterfahrt im kommenden Morgengrauen. Bereits um 6 Uhr gings los, eine lange Etappe nach Südosten bis Porto Kagio folgte. Großteils hart am Wind mit Motorunterstützung, damit wir die 60 Seemeilen in einer guten Zeit absolvieren konnten. Vom Wind wars ganz ok, aber die Wellen hätten ein bisschen kleiner sein können… Dafür entpuppte sich Porto Kagio als toller Ankerplatz. Echt lässig hier…

vorbei an Methoni
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es folgte eine ziemlich unruhige Motor-Segel-Fahrt
Um das Kap Tainaron herum
bis in die nette Ankerbucht von Porto Kagio
die Fallwindböen verminderten sich auch in der Nacht nicht, der Ankergrund ist jedoch sehr gut und der Anker hielt

Der Wettergott meinte es gut mit uns, und so folgte wieder ein Frühstart mit der Etappe nach Monemvasia. Bei sehr ruhiger See zuerst Richtung Osten bis zur tollen Doppelbucht bei Elaphonisos.

wie aus dem Bilderbuch
Insel Elaphonisos – Südseite

Nach einem kurzen Ankerstopp mit Wanderung auf die Halbinsel, gings weiter nach Osten bis zum Kap Malea und von dort nach Norden zur Halbinsel Monemvasia. Es war gerade noch ein Platz im Hafen von Monemvasia, den wir dankend annahmen.

Kap Malea an der Südostspitze des Peloponnes mit der Einsiedelei
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nach der ruppigen Fahrt vom Vortag ist dieses spiegelglatte Wasser eine Wohltat
Hafen Monemvasia

Danach konnte ich endlich (vor zwei Jahren musste ich windbedingt beim Boot bleiben) die Halbinsel Monemvasia mit dem restaurierten Dorf besichtigen. Bei Windstille, Sonnenschein und ca 30 Grad wanderten wir durch die engen Gassen, sowie knapp 200 HM bis zum Gipfel dieses Felsmugels. Wirklich sehenswert und faszinierend, was sich hier vor Jahrhunderten abgespielt haben muss.

auf der Halbinsel Monemvasia
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Blick zu Dorf und Hafen
hier wären noch jungfräuliche Kletterfelsen 😉

Der nächste Morgen war windstill und ideal zum Ablegen. Eine wunderschöne Fahrt entlang der Peloponnes-Ostküste Richtung Norden folgte. Bei der sehenswerten Bucht Kyparissi bogen wir nach rechts (Osten) ab und motorsegelten über den Argolischen Golf bis zur Inseln von Spetses. Als wir hier südlich vorbei fuhren, und unser Ziel Ermioni nur mehr ein paar Meilen entfernt war begann es plötzlich und wie aus dem Nichts, sehr stark zu blasen. Innerhalb kürzester Zeit bildeten sich kurze Wellen von 1 Meter, welche unangenehm an unsere Seite prallten und Meeresgischt versprühten. Fock einholen war noch machbar, aber das Großsegel ließ ich weit aufgefiert stehen und holte es erst ein, als wir in der Abdeckung von Dokos ein ruhigeres Wellenbild hatten. Den nächsten Adrenalinschub hatte ich eine Stunde später im Hafen von Ermioni – Anlegen bei 5-6 Beaufort. Alles gut gegangen, super Liegeplatz und Entspannung… Danach noch einiges an Hafenkino, gut Abendessen und ab in die Kojen.

Abfahrt im Morgengrauen
über den Argolischen Golf Richtung NO
plötzlich kam heftiger Wind auf
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Hafen Ermioni
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Obwohl die Wettervorhersage eigentlich sehr durchwachsen war starteten wir abermals kurz nach 6 Uhr. Unser Ziel war Aegina, wobei wir auch Alternativen eingeplant hatten. Zuerst noch sehr beschaulich, jedoch nach ca. einer Stunde begannen Gegenwind  & Wellen. Mit etwas weniger Schub, geringerer Geschwindigkeit  und dem Vollverdeck war es aber ganz passabel. Der Wind legte sich nach Poros und gegen Mittag legten wir im Hafen Aegina vor Buganker bei der Südmole an (4,75€). Ziemlich gefinkelt hier, denn die Mauer ist zu unrein um knapp ran zu fahren. Mit der richtigen Taktik jedoch kein Problem. Im Ort Aegina gibt es einigen Tourismus, wobei hier auch viele Griechen aus dem Nahbereich von Athen präsent sind. Das sieht mach auch im nautischen Bereich, denn fast alle Plätze sind von griechischen Booten belegt.

Durchfahrt bei der Insel Poros
Tanken und Übernachtung in Aegina
Hafen Aegina
Kultur in Aegina

Am Nachmittag gabs für uns noch Kultur in Form von antiken Ausgrabungen, danach einkaufen und im Resti gegenüber vom Boot noch ein üppiges Abendessen.

17.05.2017

Es hat sich ein Tiefdruckgebiet über uns gebildet. Der gesamte Peloponnes bis hin nach Athen liegt unter Wolken mit teilweise starken Winden und Regen. Um halb sechs piepste meine Uhr – Zeit zum Wetter schauen. Wetterseiten rauf und runter, ein Blick nach draußen und ein ratloses Gesicht meinerseits. Zur Entscheidungsfindung musste wieder mal eine Laufrunde her. Bis zum „Nordkap“ von Aegina und in einem Bogen retour. Wellen gab es schon, aber der Wind lag noch im Erträglichen. Also auf Richtung Kanal von Korinth. Wir waren das einzige ausfahrende Boot – mit Motor und dem kleinen Selbstwendefock ganz hart am Wind Richtung 300 Grad NW. Mit 3-4 Knoten gings schön langsam gegen die Wellen, Wind 4-6 Beaufort. Im Bereich der kleinen Dhiaporio Inseln konnten wir einige Delphine beobachten, ansonsten sahen wir insgesamt zwei weitere Segler bei den 22 Seemeilen bis zum Tower der Kanaleinfahrt. Dort ging alles ganz schnell. Wir bezahlten 111€ und waren 10 Minuten später zu dritt im Kanal Richtung Westen unterwegs. Leider fing es genau in diesem Moment zum Regnen an – also keine Sonne, kein türkisblaues Wasser, aber trotzdem wieder ein beeindruckendes Erlebnis. Für mich war es bereits meine dritte Kanaldurchfahrt.

wir hatten insgesamt einige Delphinbeobachtungen, doch immer sehr kurz und kaum Fotomöglichkeiten
Ostzufahrt des Kanal von Korinth
da gabs ein paar Hunde, die uns nicht wegfahren lassen wollten
für Fritz die erste Kanaldurchfahrt, für mich bereits meine dritte
leider nicht so tolles Wetter…

Auf der Westseite bei mittleren Wellen die kurze Strecke zum Hafen von Korinth, wo wir an einem Schwimmsteg seitlich anlegen konnten. Eigentlich ein super Platz, doch in der nächsten Stunde begann es so richtig zu wehen, sodass auch hier im Hafen ein beachtlicher Schwell entstand. Wir lagen aber genau richtig, denn der Wind drückte uns vom Steg weg. Die Wellen brachen sich an der Kaimauer und die Gischt spritzte bis weit auf die Uferpromenade – ziemlich ungemütlich die ganze Geschichte… Zwischendurch wurde es etwas besser und wir begaben uns zur Nahrungsaufnahme in die Stadt. Bei Einbruch der Dämmerung ging das ganze Spektakel wieder los und steigerte sich auf 7-8!

Yachthafen Korinth
ab 15 Uhr kam starker Nordwind auf
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Bis 5 Uhr morgens schaukelte das Boot hin und her, danach war Ruhe. Die Wolken hingen tief, leichter Regen, aber kaum Wind. Da die Wettervorhersagen in den letzten Tagen eigentlich nie so ganz gepasst haben, ignorierte ich die stärker prognostizierten Winde im Bereich Korinth und konzentrierte mich eher auf die besseren Verhältnisse Richtung Westen. Also raus und weiter. Leider eine Fehleinschätzung, denn ab dem Kap Melanga VI (NNW von Korinth) waren Wind und Wellen grenzwertig, sodass wir uns in eine nahe Bucht zurückzogen. Auch hier kamen die Böen mit gemessenen 7-8 Beaufort.

Golf von Korinth im Morgengrauen
Richtung Kap Melanga

 

nach dem Kap

Nach drei Stunden schien es besser zu werden, also nochmal Richtung Westen. Bin nach dem Kap noch eine halbe Meile weiter, dann drehten wir um. Solche Wellen hatte ich bis dato noch nicht erlebt. Es war ungefähr so, wie es die Ozeanüberquerer schildern (zumindest ist es mir so vorgekommen) Die Golden Lady tanzte auf und ab zwischen weißen Schaumkronen und beängstigenden Wellenbergen –Tälern. Obwohl wir mit unserem Verdeck super geschützt sind war es kein Vergnügen… Also retour und ab in die nächste Bucht, wo es in der Zwischenzeit nur mehr kleine Windböen gab.

zwei Meilen retour in einer relativ stillen Ankerbucht

Manchmal träume ich von Atlantiküberquerungen – der heutige Tag hat mich wieder auf den Boden der Realität zurück geholt.

Im dritten Versuch hat es geklappt. Nach einer halbwegs ruhigen Nacht sind wir bereits vor 6 Uhr abermals Richtung Westen aufgebrochen. Nach dem Kap waren zwar wieder Wellen und einiges an Wind, aber kaum vergleichbar mit dem Vortag.

das Kap im Rücken, Richtung Westen

schneebedeckte Berge im Hinterland

Meile um Meile wurde es besser und ab dem späten Vormittag war überhaupt Windstille – nach den turbulenten Vortagen eine Wohltat. Wir erreichten die Insel Trizonia am Nachmittag und fanden sehr leicht einen geschützten Längsliegeplatz. Hier gefällt es mir immer wieder. Eine Laufrunde, Abendessen, schreiben und ab in die Koje.

Zufahrt Trizonia
es hat sich nichts verändert
…das Wrack liegt immer noch im Hafenbecken

Da in unserer Richtung nachmittags schon wieder Gegenwind angesagt ist, sind wir abermals bereits um 6 Uhr unterwegs. Das erste Ziel ist die 3 Stunden entfernte Brücke bei Patras, danach Messolonghi.

Rion Brücke bei Patras in Sicht
Funk: „….three Pylons to the left, one Pylon to the right…“

Alles läuft klaglos, gegen 13 Uhr sind wir in der Lagunenstadt. Eigentlich wollten wir hier in die Marina, wieder mal so richtig duschen, Strom aus der Steckdose, etc. War leider nix. Die Marina ist wegen rechtlicher Streitereien der Besitzer derzeit geschlossen, und niemand darf rein. Es befinden sich zwar noch Boote von Dauerliegern dort, doch wenn die einmal rausfahren dürfen sich auch nicht mehr hinein. Ziemlich grotesk diese Situation, eine halbleere Marina und trotzdem muss man zum lauten Stadtkai.

Zufahrt Messolonghi
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Stadtkai Messolonghi

20.5.

Die Nacht war wider Erwarten ziemlich ruhig. Es folgte die letzte Etappe unserer Peloponnesumrundung.  15 Meilen nach Westen und hinein ins Ionische Meer. Wir werden hier die letzten Urlaubstage gemütlich verbringen . Genaueres ist nicht geplant, etwas ausspannen sowie Boot putzen und servicieren. Genau zwei Wochen nach dem Start sind wir wieder in die Nähe des Ausgangspunktes zurückgekehrt. Insgesamt ca 500 ereignisreiche Seemeilen mit allem Drum und Dran. Diese Tour ist immer wieder ein kleines Abenteuer, ich kann sie nur weiter empfehlen!

endlich wieder mal „blistern“
im Golf von Patras Richtung Westen ins Ionische Meer
Mönchsrobbensichtung bei der Insel Kastos

Zum Schluss noch ein kurzer 3-Minutenfilm,  viel Vergnügen 😉

 

2 Gedanken zu „Einmal gehts noch (zweite Peloponnesumrundung)“

    1. Servus Martin,
      danke – war wieder ein tolles Erlebnis. Die Umstände nach der Umrundung sind halt etwas mühsam gewesen…
      Bin nächstes Jahr im Mai bereits mit der Calisto (Beneteau Oceanis 343) unterwegs.
      Kommst du wieder zur Bootsmesse?
      LG
      Franz

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