Im Osten Sardiniens rauf nach Korsika und retour


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September/Oktober 2025

Aufgrund unseres terminlich späteren DVI Törns in Holland kam ich erst am 22.9. wieder nach Carloforte. Bereits am nächsten Tag trafen meine Freunde Herbert und Stefan auf der Insel ein und tags darauf konnte es bereits los gehen. Viel Auswahl hat man hier nicht, entweder auf der Westseite rauf nach Norden, oder im Süden rundherum und im Osten nordwärts. Der Wind traf die Entscheidung – wir segelten südwärts.

Die erste Etappe brachte gleich frischen achterlichen Wind bis 25Kn und schob uns mit der dazugehörenden Welle flott Richtung Capo Malfatano. Dort ankerten wir vor dem Strand Tuerreddo im türkisen Wasser, schwammen im 26° warmen Wasser und genossen das ruhigere Nachsaisonfeeling. Mangels vorhandener Restaurants gabs natürlich Selbstverpflegung, es fehlte aber an nichts.

Am nächsten Tag hatten wir abermals etwa 35NM vor uns. Es ging wesentlich gemütlicher nach Osten bis zum Capo Carbonara wo wir unser Eisen auf der Ostseite vor dem langen Bilderbuchsandstrand Porto Giunco im glasklaren Wasser versenkten.  Hier fuhren wir mit dem Beiboot zum Ufer, wobei wir die breite, mit Bojen gekennzeichnete Bootsgasse vor der Strandbar nutzen konnten. Ausnahmsweise durften wir unser Beiboot dort auch parken. In der Hauptsaison ist dort nur das Ausladen und Aufnehmen von Bootsgästen erlaubt. Mit den Füßen im feinsten weißen Sand genehmigten wir uns im Anblick auf eine perfekte Strandkulisse ein Bierchen – hier werden wirklich alle Klischees erfüllt.

Leider war die kommende Nacht sehr unruhig. Der Wind hatte auf Ost gedreht und Schwell stand in die Bucht. Wir starteten deshalb bereits im Morgengrauen Richtung Norden und motorsegelten hart am Wind die Küste nordwärts. Da sich die angepeilte Ankerbucht ebenfalls unruhig zeigte, segelten wir weiter bis Arbataxx und trafen dort am späten Nachmittag nach 53NM in der Marina ein (50/N ai). Wir bekamen leicht Platz und auch sonst gab es hier bereits Nachsaisonfeeling. Ein unscheinbarer Ort, außer dem Spaziergang zu den roten Felsen und hinauf zum Kreuz gab es (für uns) keine Highlights.

Nächsten Morgen fuhren wir lediglich die 6NM rauf nach Santa Maria Navarese in die Marina Baunei (40/N ai). Dort sah es gleich viel angenehmer aus, kein Vergleich. Während Herbert zum Strand ging, packten Stefan und ich die Wanderschuhe aus und gingen 6km einen aussichtsreichen Küstenweg entlang bis zur markanten Felsspitze Pedra Longa.  Dort erwischte uns ein kurzer Regenguss, den wir im örtlichen Café abwetterten. Danach gings die 6km bei herrlichem Sonnenschein wieder retour. Das Abendessen schmeckte diesmal besonders gut.

Die kommenden 10NM bieten  dann einen besonders sehenswerten Küstenabschnitt, danach hatten wir noch weitere 20NM bis zum Ziel, der Bucht Cala Liberetto, wo wir dem NO-Schwell halbwegs trotzen konnten. Die Nacht verlief ruhig und die kommende Etappe war nicht allzu lang. Also alles sehr gemütlich. Wir segelten bei moderaten Bedingungen weiter nordwärts, beim Capo Comino vorbei bis zum Capo Cavallo, wo wir auf der Nordseite den Anker setzten. Eine echte Traumbucht und zu dieser Jahreszeit auch moderat besucht. Im Juli sind wir dort gleich weitergefahren, weil der Ankerbereich knallvoll war. Jetzt konnten wir angenehm schwimmen und die Gegend genießen. Nach einer ruhigen Nacht folgte ein toller Sonnenaufgang, welchen ich mit meiner kleinen Drohne einfangen wollte. Ich startete das Ding wie gewohnt am Vordeck, es hob ab, ich steuerte vom Boot weg, doch während des  Steigflugs verlor es plötzlich an Höhe und landete im Wasser, wo es sofort unterging. Ein freiwilliges Wassergrab meines UAV in etwa 8m Tiefe…..

Kurze Zeit später waren wir bereits wieder unterwegs zur Insel Tavolara. Die Sonne schien, ein laues Lüftchen wehte, es kündigte sich ein genussvoller Tag an. Wir gingen vor der gigantischen Felskulisse vor Anker und schwammen im türkisen Wasser bei noch immer knapp 25 Grad. Danach gings etwas retour bis San Teodoro wo ich die örtliche Marina als Liegeplatz (46/N ai) ausgewählt hatte. Herbert und Stefan hatten nur mehr eine Nacht, dann gings für die Beiden bereits wieder nach Hause. Wir erkundeten diese touristische Kleinstadt und mieteten ein Auto (Fiat Panda 65/Tg). Nächsten Tag war Crewwechsel, wobei ich mit dem Auto zum Flughafen Olbia fuhr, die „alte“ Partie ablieferte und die neue Crew – meine Frau Andrea, sowie Fritz & Angela – abholte und zur Calisto brachte.

Leider gab es eine Starkwindvorhersage für den nächsten Tag, weshalb wir gleich mit Sightseeing in Olbia (ca 30km entfernt) begannen. Draußen am Meer sah man weiße Gischt und hohe Wellen, während es in der Stadt ganz angenehm war. Bei der Rückfahrt stoppten wir beim LIDL, um für die kommenden 8 Tage gerüstet zu sein. Unser Plan war nach Norden bis Maddalena, eventuell auch bis Bonifacio (Korsika) und retour nach Olbia zu segeln.

Die erste Etappe führte uns tags darauf bis zur nahen Insel Tavolara. Dort setzten wir den Anker und genossen einen sonnigen Nachmittag, sowie eine ruhige Nacht.

Danach gings bereits weiter bis Maddalena. Dazwischen ein kurzer Badestopp mit Mittagsjause in der Bucht Cala Liccia, danach bei auffrischendem Gegenwind zur Marina Mangiavolpe, welche sich direkt im Zentrum von Maddalena befindet. Eine abermalige 24h Starkwindphase zwang uns auch hier zu einem Tag Segelpause. Diese nützen wir aber um mit dem Bus zur Insel Caprera zu fahren und den dortigen höchsten Berg (Taialone 212m) zu besteigen. Der Wind blies uns fast vom Gipfel, zum Glück bei strahlendem Sonnenschein. So wurde es doch ein sehr schöner Ausflug, auch wenn wir die 7km retour nach Maddalena zu Fuß gingen – wir wollten nicht 2 ½ Stunden auf den Bus warten… Am zweiten Abend hatte der Wind bereits stark nachgelassen und bescherte uns im Gegensatz zur ersten Nacht einen angenehmen Schlaf.

Die kommenden Tage sollte es ruhiger sein, weshalb wir den Sprung nach Korsika wagten und uns in der  Marina Bonifacio (56/N ai) einbuchten. Ein mühsames Unterfangen, welches ohne Google Translator nicht möglich gewesen wäre. Zum Glück fand ich dann doch einen Telefonkontakt, wo ich (in Englisch) alles fixieren konnte. Bei der Überfahrt hatten wir noch langgezogene Restwellen bis 1,5m, ansonsten leichten Wind und Motorsegeln.  Eine beeindruckende Etappe, die in der spektakulären Einfahrt in die Bucht von Bonifacio gipfelte.

Wir lagen sehr gut am Pier „D“ und hatten dort alles im Blick. Insbesondere die vielen Racing-Yachten, welche ständig aus und einfuhren. Es lag nämlich eine große internationale Regatta bevor und alle Crews nutzten die Zeit davor für Trainingsfahrten. Ansonsten besichtigten wir  natürlich das äußerst sehenswerte Bonifacio, spazierten hinauf in die Altstadt und genossen die allgegenwärtige Aussicht. Die Nacht war äußerst ruhig und angenehm.

Den nächsten Morgen nutzte ich noch für eine Laufrunde, bevor wir zur nahen Insel „Ile de Cavallo“ segelten. Ein Traumtag mit einem tollen Ankerplatz in der Bucht „Cala di Zeri“. Hier konnte man im Gegensatz zum Maddalena Archipel frei liegen und auch übernachten. Türkises Wasser, ein naher Sandstrand und die typischen abgerundeten Felsen – genau so, wie in den Prospekten. Zusätzlich ankerten lediglich drei andere Boote in der Bucht, wir waren höchst zufrieden, Nach einem kleinen Inselrundgang verschwand bald die Sonne am Horizont und es gab abermals eine ruhige Nacht.

Der Sonnaufgang zeigte sich ebenfalls in voller Pracht und etwas später ging es bereits wieder weiter. Es kam die letzte Etappe für meine Crew, denn unser Ziel war Porto Rotondo, welches lediglich 25 Autominuten vom Flughafen Olbia entfernt in einer malerischen Umgebung liegt. Eigentlich wollte ich den letzten Tag in Olbia verbringen, aber es war in keiner Marina ein Platz zu erhalten. Also buchte ich mich für drei Tage in der Marina Rotondo ein. In der Hochsaison sicher sehr teuer, aber jetzt gab es den Liegeplatz für nur 30€/N, Strom und Wasser inklusive, ein wahres Schnäppchen für diese Gegend. Dafür waren die Restaurantpreise und auch der Supermarkt (es gab nur einen) etwas teurer. Insgesamt aber ein empfehlenswerter Platz, mit tollen Stränden links und rechts von der Marina. Mit etwas Überwindung stiegen Andrea und ich ins Wasser, wenn man mal drinnen war, spürte es sich sehr gut und gar nicht kalt an. Es stand uns noch ein gemeinsamer Tag zur Verfügung, bevor es für Andrea, Fritz u. Angela wieder nach Hause ging. Wir fuhren mit dem Taxi zum Flughafen (50€), wobei ich in Olbia ausstieg, ein paar Einkäufe erledigte und mit dem Bus retour fuhr. Meine Begleiter kamen gut zu Hause an, während ich meinen Törn nun solo retour Richtung Carloforte fortsetzte.

Zuerst gings nochmal nach Tavolara, wo ich bereits mittags eintraf. Diese Insel besteht praktisch nur aus einem langgezogenen 569m hohen Felsberg den man aus allen Richtungen von weitem sieht. Für einen Alpinisten ein lohnendes Ziel, welches mir bereits seit Juli im Kopf herumspukt. Nun war es so weit, ein herrlicher Sonnentag mit angenehmen Temperaturen, ich musste vorher nur klären was ich mit meinem Schiff in der Zwischenzeit mache. Alleine vor Anker wollte ich es nicht liegen lassen, und mit dem Beiboot an Land ist dort auch ein Problem, bzw. muss man dafür zahlen, wenn es nicht irgendwo unbeaufsichtigt in der Pampa sein sollte. Also nahm ich einen 5h-Liegeplatz für die Calisto am dortigen Ponton und zahlte dafür stolze 50€. ….ja, ist ein teures Pflaster, in der Hauptsaison wären es sogar 25€ pro Stunde gewesen….

Nachdem ich längsseits angelegt hatte, musste ich mich nur mehr entsprechend adjustieren und los gings. Zuerst ein paar Meter das Ufer entlang und dann durch den kleinwüchsigen Wald einen Pfad aufwärts. Nach 300Hm erreicht man die erste kurze Felspassage mit ein paar Steilstufen und prächtiger Aussicht. Es gings weiter querend in ein Kar und von dort mit einigen Klettersteigpassagen über steile Felsen rauf bis zur Kante. Hier ist man bereits über 500m und sieht das strahlend blaue Meer auf der anderen Inselseite. Nach weiteren 10 Minuten war der Gipfel erreicht. Leider zogen immer wieder Wolken vorbei und trübten die Sicht, meine Freude war aber trotzdem riesengroß und ein paar Fenster taten sich doch auf.

Der Abstieg erfolgte über die selbe Route, wobei es da anscheinend ein paar Möglichkeiten gibt, denn ich hatte Stellen dabei die mir beim Aufstieg nicht aufgefallen sind… Rauf/runter benötigte ich insgesamt knappe drei Stunden und hatte dann noch Zeit beim Boot ein Bad im Meer zu nehmen.

Insgesamt eine tolle Tour, die aber Trittsicherheit und alpine Erfahrung voraussetzt. Teilweise könnte man auch ein Klettersteigset verwenden. Eigentlich wäre die Route gesperrt gewesen, dies wird aber ignoriert und außer mir waren noch ein paar andere „Wanderer“ unterwegs.

Ich fuhr anschließend noch etwa 12NM weiter südwärts und setzte in der Bucht „Cala Ainu“ meinen Anker. Es wurde bald dunkel und die Calisto schaukelte sanft im Mondlicht.

Mein nächstes Ziel war die bereits bekannte Marina Baunei in Santa Maria Navarese. Es lag ein langer Tag mit knapp 50NM vor mir. Vom Morgenwind, über Flaute bis zum Nachmittagswind bis knapp 20Kn war alles dabei. Großteils aber Motorsegeln, denn es ging zumeist ganz hart am Wind und ich wollte nicht zu spät in die Marina kommen. Ich traf planmäßig ein und zahlte für drei Nächte nur 84€ (=28/N ai), es war nun echte Nachsaison. Die Preise in den Restaurants (soferne noch offen) hatten sich nicht verändert, nach wie vor ein teures Vergnügen….

Jedenfalls vergönnte ich mir hier ein paar Tage Ruhe (vom Segeln) und verwendete die Zeit für diverse Schreibarbeiten sowie ausgedehnte Wanderungen. Santa Maria Navarese ist ein toller Stopp, ich mag diese Gegend hier.  Eine Tour ging zum Monte Oro (669m) und Monte Scoine (647m) – 5h mit gesamt etwa 1200Hm, wobei zum Monte Scoine sogar ein paar leichte Klettermeter dabei waren. Am nächsten Tag bestieg ich dann noch den Hausberg der Marina, den Montare Pittaine mit 475m, da begann es aber leicht zum Regnen. Es war generell sehr unbeständig, aber relativ warm. Im Vergleich zum Frühling zeigte sich der Herbst viel wärmer und eigentlich sehr angenehm- die Tage sind halt viel kürzer und es ist sehr wenig los.

Die Wettervorhersage „zwang“ mich dann zu einem frühen Aufbruch am nächsten Morgen. Es war noch finster, als ich vom Hafen hinausfuhr. Gleich nach der schützenden Hafenmole frischte der Wind auf und Wellen rauschten heran, weit draußen zuckten Blitze eines großen Gewitters. Damit hatte ich nicht gleich gerechnet, denn am Liegeplatz war alles ruhig. Im Schein der Stirnlampe setzte ich die Segel bis zum ersten Reff und fuhr mit Motorunterstützung bis zum Kap von Arbatax. Dort wurde es bereits hell und der Wind war nach dem Kap etwas stabiler. Ich konnte die Segel raus lassen und stellte den Motor ab. Es kam eine sehr mühsame Fahrt mit konfusen Wellen und böigem Wind. Es war nämlich eine alte Restdünung vom Vortag aus Süden, welche sich mit den jetzigen Wellen des Nordwindes kreuzte. Aber eigentlich hatte ich das bereits am Vortag in die Windvorhersage gesehen, also ab nach Süden. Für die nächsten zwei Tage wäre es noch blöder gewesen und irgendwann musste ich ja Strecke machen, den so viel Zeit stand mir auch nicht zur Verfügung.

Nach zwei Stunden Rauschefahrt ließ der Wind nach und die Segel flappten aufgrund der Wellen. Es ging ständig hin und her, ich spürte ein flaues Gefühl im Magen…. Da ich insgesamt 60NM vor mir hatte ging mir das zu langsam und ich fuhr die weitere Strecke mit Motorunterstützung.  Das Wetter zeigte sich unbeständig, mittags konnte ich sogar die Jacke ausziehen, zwei Stunden später zogen Gewitter vorbei und zeigten bedrohliche Wolken mit Blitzen über den Bergen. Ich hatte Glück und bekam nur leichten Regen ab.

Gegen 16.00h kam ich endlich in den Bereich Villasimius, wo ich lediglich noch um das Cap Carbonara herum auf die Westseite musste. 1h später konnte ich dort in der Bucht Campulongu meinen Anker fallen lassen. Die Calisto lag ruhig in der Gesellschaft von etwa 10 weiteren Schiffen vor dem langen Sandstrand. Es scheinte sogar kurz die Sonne, bevor ein weiteres mächtiges Gewitter bei uns vorbeizog. Ich hatte wieder Glück, es kam nur geringer Niederschlag, während es etwas westlich kräftig donnerte und gewaltige Blitze vom Himmel kamen. Hier fühlte ich mich aber trotzdem sicher und war froh endlich zur Ruhe zu kommen. Wie ich später erfuhr, war damals in Gagliari (ca 20NM entfernt) ein sehr starkes Gewitter mit heftigem Regen und Überflutungen.

In der Nacht gab es etwas Wind, der Anker hielt aber perfekt und ich hatte guten Schlaf. Als die Sonne raus kam, ging es wieder weiter. Es sollte eine gemütliche Fahrt nach Cagliari werden. Ich setzte freudig die Segel, doch es wurde abermals mühsam. Ständige Windwechsel von 5 bis 20Kn sind anstrengend, da andauernd die Segel gerefft und gefiert werden müssen. Als es dann zunehmend Gegenwind wurde nahm ich den Motor dazu…. Die letzten Meilen fuhr ich ohne Segel und kam kurz nach Mittag im Hafen an. Ich tankte zuerst noch und sah währenddessen überall tote Fische herumtreiben. Auch in der nahen Marina del Sole (37/N ai) trieben sie mit Bauch oben zwischen den Booten. Der Grund für dieses Fischsterben war angeblich der Extremregen vom Vortag welcher anscheinend die Wasserqualität so verändert hatte, dass hunderte  (tausende ?) „Leichen“ zu sehen waren. Ich buchte mich für zwei Tage in der Marina ein, da ich hier einiges erledigen wollte. Hoffentlich beginnen diese Kadaver in der Zwischenzeit nicht zu stinken….

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