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In diesem Blog berichte ich von einer zweiwöchigen Rundtour mit der Golden Lady – am Ende gibts ein Video.
08.05.
Endlich geht’s los. Um 8 Uhr lichte ich den Anker und breche auf nach Süden. Die Tour ist diesmal sehr ungewiss, da die 10-Tages-Wetterprognosen für den Südpeloponnes ziemlich durchwachsen sind und der Wind dort zumeist heftig pfeift. Als erstes Ziel habe ich mir Poros auf Kefalonia ausgewählt. Hier kenn ich den Hafen schon, was fürs Eingewöhnen nicht schlecht ist. Der Morgen war frisch und strahlend blau, echtes Bilderbuchwetter. Segelwind hatte ich nur zwischen den Inseln, wo sich der Düseneffekt zeigte. Zwischen Astakos und Lefkas waren plötzlich ein paar Delphine rund ums Boot. Dieser Anblick ist immer wieder faszinierend, aber leider viel zu selten. Bei Ithaka Südost besichtigte ich noch zwei Buchten, bevor es die letzten 10 Meilen nach Poros ging. Hier wurde es spannend, denn ich hatte meine Premiere „einhand – römisch katholisch- ohne fremde Hilfe vom Ufer“ im Hafen anlegen. Einerseits musste ich den Anker mit meiner Seilfernbedienung vom Cockpit aus runter lassen und anderseits meinen selbst gebogenen Haken bei einem Eisenring an der Mole einhängen. Dazwischen Gashebel und Ruder mit Gefühl betätigen – es klappte. 20 Meter daneben lag noch ein englischer Segler, ansonsten gähnende Leere. In der Vorsaison gibt es anscheinend keine Liegplatzprobleme.
09.05.
Bin schon um 7 Uhr Richtung Zakynthos unterwegs. Über dem Meer stehen teilweise noch Nebelbänke und die Sonne plagt sich. Mein erstes Ziel ist die berühmte Schiffswrackbucht im Nordwesten von Zakynthos. Dieses erreiche ich am späten Vormittag, gerade als das im Sand vor sich hinrostende Ungetüm von den ersten Sonnenstrahlen berührt wurde. Die ersten Ausflugsschiffe waren auch schon hier, ist aber kein Wunder, denn die Szenerie ist wirklich beeindruckend. Ich fahre wieder bis zur Nordspitze zurück und von dort bei der „Blauen Grotte“ vorbei, die Ostküste entlang bis nach Zante. Ein ziemlich großer Hafen mit reichlich Platz – zumindest in der Vorsaison. Der Liegeplatz kostet mit Strom 15€ und befindet sich im NO des Hafenbeckens. Ein nettes Städtchen, wo auch schon einige Touristen anzutreffen sind.
10.05.15
Ab dem heutigen Tag wird die Sache etwas ernster. Es steht ein gut 60 Seemeilen langer Schlag nach Südosten auf dem Programm. Mein Ziel ist die Navarinou Bucht mit der Ortschaft Pylos (Westpeloponnes) und der gleichnamigen Marina-Pylos, wofür ich ca 11-12 Stunden eingeplant hatte. Das geht natürlich nur mit Motorunterstützung, und so waren die Segel zwar meistes in Verwendung, doch ohne Motor hätte ich bei dem wenigen Wind dreimal so lange benötigt. Poseidon stand auf meiner Seite und die Überfahrt verlief halbwegs gemächlich. Doch leider spinnt mein Autopilot zu 50%, weshalb ich die anderen 50% das Steuer bedienen musste. Als ich gegen 18 Uhr in Pylos ankam (Start in Zante um 06.30 Uhr) war ich ganz schön matt und froh, dass ich mich in der Marina längsseits an einen alten, verrosteten, Ausflugskahn hängen konnte (Nachtrag: Es stellte sich heraus, dass es sich um ein sichergestelltes Flüchtlingsschlepperschiff handelt). Wieder so eine typisch griechische Marina – von der Struktur her ganz ok, aber komplett verwahrlost und niemand der sich darum kümmert. Viele Dauerlieger, die es sich irgendwie gerichtet haben, und ein paar Fahrtensegler die hier die prognostizierte Schlechtwetterphase abwarten wollen. Es gibt zwar auch Mooringleinen, doch wer kennt schon deren Zustand unter Wasser… Jedenfalls werde ich hier ca. 1-2 Tage pausieren und dann hoffentlich in zwei Segeltagen die Südspitze des Peloponnes umrunden.
11.05.15
Nach einem kleinen Morgenlauf übernahm ich einen Mietmotorroller und startete eine Sightseeingrunde in der Umgebung. Die Nordseite der Navarinou Bucht hat einen herrlichen Sandstrand der zum Großteil naturbelassen ist. Zwischen Bucht und offenem Meer erhebt sich ein über 100 Meter hoher Berg, wo die Reste einer Festung zu sehen sind. Dort befindet sich eine Rundwanderung rauf zu Ruine, weiter Richtung Norden runter zur „Ochsenbucht“ und entlang einer Lagune zurück zum Ausgangspunkt. Die Aussicht von oben und diese hufeisenförmige „Ochsenbucht“ sind echt beeindruckend. Danach war ich noch südlich in Finikounta (20km) und Methoni (10km) wo ich morgen Abend eventuell einen Ankerstopp einlegen möchte. Insgesamt gefällt mir diese Gegend sehr gut und ist für Fans von feinen Sandstränden (ohne Ballermann) wirklich zu empfehlen. Auch für Wohnmobile bieten sich jede Menge an freien Übernachtungsplätzen, und für Golfspieler befindet sich im Norden der Navarinou Bucht eine (angeblich) tolle Anlage. Am Abend kam dann die prognostizierte Schlechtwetterphase mit sehr starken Windböen, Gewitter und etwas Regen. Die Golden Lady schaukelte zwar etwas umher, lag aber sehr sicher.
12.05.
Einkaufen – Laufen – Sightseeing in Pylos, ….und immer ein Auge auf den relativ starken Wind. Vor allem außerhalb der Bucht bläst es noch mit 6-7 Beaufort. Allerdings sollte es ab dem späten Nachmittag deutlich weniger werden. Es war dann tatsächlich so, weshalb ich so gegen 17.30 Uhr abgelegt habe und bei wenig Wind noch 12 Meilen nach Süden gefahren bin. Bei Methoni vorbei und in einer Bucht vor Finikounta blieb ich dann für die Nacht. Diese Teilstrecke verminderte nämlich meine nächste lange Etappe spürbar und zusätzlich lag ich komplett einsam in einer sehr ansprechenden Gegend.
13.05.
Der Anker hatte gut gehalten, es war eine ruhige Nacht. Ich startete noch in der Morgendämmerung und begann die nächste Etappe zum Südpeloponnes. Mein Ziel war eigentlich das Kap Tainaron, bzw. das 5 Meilen nördlich davon gelegene Porto Kagio. Ein Wettercheck im Internet ließ mich meinen Plan ändern und ich segelte (motorte) weiter bis zur Insel Elaphonisos. Insgesamt 70 Meilen, wobei die letzten 5 Meilen am unangenehmsten waren. 6 Beaufort Gegenwind bei der Einfahrt in die Bucht Sarakiniko. Dort ist aber sicher ziemlich der schönste Ankerplatz der gesamten Tour. Echt traumhaft, noch dazu als der Wind etwas später nachließ. Karibisches Blau und ein Sandstrand vom Feinsten. Das Ganze mal zwei, denn direkt östlich davon, nur durch einen Sandstreifen getrennt, liegt die Bucht Pharangos. Ein Segler der die Tour gefahren ist hatte mir im Vorjahr ein Foto von dieser Gegend gezeigt, und seither schwirrte mir das Bild im Kopf umher. Umso befriedigender ist es, wenn man dann selbst live dort ist. Ich bin mit dem Schlauchboot zum Ufer und durch feinen Sand, bzw. weiter oben über Felsen, auf die kleine Halbinsel gestiegen, wo mir beide Buchten im Abendlicht zu Füßen lagen. Außer der Golden Lady befand sich nur ein Segler in der anderen Bucht, ansonsten totale Einsamkeit. Die Dunkelheit kam bald und die Nacht verlief leider ziemlich wackelig, denn eine leichte Dünung vom offenen Meer ließ mich kaum schlafen.
14.05.
Das Wackeln setzte sich bis in die Morgenstunden fort und so startete ich bei der Dämmerung Richtung Kap Malea. Kurz außerhalb der Bucht hatte ich das seltene Vergnügen eine Mönchsrobbe zu sehen. Die südöstlichste Spitze des Peloponnes wird auch das Kap Horn des Mittelmeeres genannt und ist sehr gefürchtet. Bei mir war es zum Glück zahm und ich konnte es bereits drei Stunden später mit voller Besegelung umrunden. Die Erleichterung war nun sehr groß, denn jetzt hatte ich vermutlich die Knackpunkte dieser Reise, und auch ca. die Hälfte der Meilen geschafft. Ich war jetzt im Saronischen Golf, auf dem Weg nach Monemvasia. Ein kleines Dorf, das auf einer sehr steilen Felshalbinsel errichtet wurde. Angesichts des prognostizierten Windes wählte ich meinen Liegeplatz am Kai auf der Nordseite der Halbinsel. Im Nachhinein betrachtet eine Fehlentscheidung, denn es wäre besser gewesen den kleinen Hafen auf der Südseite zu nehmen. Am Anfang hat ja noch alles gepasst, aber gegen 14 Uhr hat der Wind zu wehen begonnen. Zuerst wie eingeplant, doch dann von der Westseite, direkt auf meine Flanke. Die Böen steigerten sich kontinuierlich und am späten Nachmittag hatte ich 6-7 (gemessene) Beaufort! Die 200 Meter bis zum Ufer genügten um ungute Wellen breitseits abzukriegen. Dazu kam der immense Druck der die Golden Lady zum Kai drückte. Ich hab alle Fender zwischen Boot und Kaimauer gehängt und trotzdem war mir nicht wohl bei der ganzen Sache. Der Wind hat das Wasser aufgepeitscht und die Gischt bis weit über die Kaimauer geweht. Eigentlich wollte ich mir dieses Dorf anschauen, doch damit wurde es vorerst nichts, denn ich konnte nicht vom Boot weg. Bis kurz vor 20 Uhr hatte dieses Spektakel gedauert, der Tag war gelaufen! Es ist zwar nichts kaputt gegangen, aber ich war echt sauer. 500 Meter südlich sind drei andere Segler ganz gemütlich im Hafen gelegen.
15.5.
Die Nacht war grauenvoll, ständig Wind und kaum Schlaf. Bis 4 Uhr hat es mit 3-5 Beaufort von der Seite geblasen, danach wurde es etwas besser. Die ganze Zeit stellte ich Überlegungen an, wie ich alleine bei starkem Seitenwind ablegen sollte. In der Theorie gabs ja da einiges, aber in der Praxis? Und eigentlich wollte ich am Morgen das Dorf Monemvasia besichtigen, bzw.diesen Felsberg besteigen. Während meines Morgenkaffee`s drehte der Wind wider Erwarten plötzlich auf Nord und es ergab ein völlig anderes Bild. Ich disponierte um und nützte die Gelegenheit zum einfachen Ablegen. Dieses Dorf kann ich mir ein anderes Mal auch noch anschauen… Und so war ich bereits bei Sonnenaufgang unterwegs nach Norden. Poseidon hatte was gut zu machen und es ergab sich ein entspannter sonniger Tag. Die wilde Ostküste des Peloponnes entlang, wo ich mir die Buchten von Kyparissi (genial) und den Hafen Leonidi / Plaka ansah. Es sind einige tolle Flecken in dieser Gegend. Das Tal von Leonidi mit den von weitem sichtbaren steilen Felswänden ist auch in der Kletterszene bekannt und wurde mir von Freunden bereits geschildert. Im Hafen von Leonidi war aber alles geschlossen und es gab offensichtlich (außer Taxi) keine Miet – Auto/Roller/MTB zum Erkunden der Gegend. So fuhr ich bei herrlichem Segelwind nach Osten über den Argolischen Golf, bei der Insel Spetses (tolle Bucht im Norden) vorbei, in die Bucht von Porto Cheli. Diese kreisrunde und großzügige Bucht bietet für Nautiker gute Infrastruktur und vor allem eine riesige Ankermöglichkeit mit bestem Schutz. Ein Drittel ist vom Ort und der Rest mit Hotels, Natur und Ferienvillen umgeben. Ich wollte noch einmal volltanken und bin deshalb zu einem kleinen Holzsteg bei einer Tankstelle hingefahren. Zum Schluss bereits sehr vorsichtig, denn es ging sich mit meinem Tiefgang gerade noch aus, dass ich mit dem Heck anlegte. Es gab zwar keinen Diesel, dafür hat mich der leichte Seitenwind beim Ablegen zwei, drei Meter versetzt, ein knirschendes Geräusch…. und Stillstand… Mir blieb nichts anderes übrig, bin ins Wasser gesprungen und hab das Boot mit der Schulter leicht angehoben und ins tiefere Wasser gedrückt. Ging gerade noch… Mein nachfolgender Ankerplatz war sehr angenehm – nochmals ein Sprung ins kühle Nass, dann mit dem Beiboot zum Ufer und bei einer anderen Tankstelle für den nächsten Tag in der Früh einen Termin beim Dorfkai vereinbart. Zurück zur Golden Lady, kochen und „Schreibarbeit“ bzw. Internet. Mit meiner Andrea telefoniere ich natürlich auch jeden Abend 🙂
16.05.15
Endlich eine ruhige Nacht und erholsamer Schlaf. Kein Wind am Morgen, alles still, ..ein Genuss sondergleichen. Bevor es wieder weiter ging hatte ich am Hafenkai noch mein Date mit dem Tankwagen. Bis zum Rand voll, das müsste für den Rest der Tour genügen. Mein heutiges Ziel war Poros, eine kleine Insel, die bereits im Saronischen Golf liegt. Mit leichtem Gegenwind und Wellen bei der Insel Ydra vorbei und die letzten paar Meilen mit Rückenwind. Poros liegt sehr malerisch, nur unweit vom Festland. Bei der Einfahrt in den Kanal sieht man bereits jede Menge an Booten an der Uferpromenade verheftet. Dahinter ansprechende Häuser, Lokale und Geschäfte. Ich bin weiter bis zur Nordseite und konnte dort bei einem Schwimmsteg längsseits anlegen – sehr praktisch. Im Sommer findet man hier sicher nicht so leicht einen Platz. Danach Dorf erkundigen, usw. Beim Zurückkommen sah ich noch zwei Ordnungshüter der Port Police vom Schwimmsteg weg gehen. Was war da los? Bei den anderen Seglern herrschte Aufbruchsstimmung, da längsseits Liegen verboten sei, und sie deshalb die Lage ihres Schiffes ändern sollten. Das freute mich überhaupt nicht, weshalb ich gleich wieder weg zum Abendessen ging. Es war anscheinend eine typisch griechische Kontrolle, bzw. ein Ordnungsaufruf wo die örtliche Polizei Präsenz zeigte. Ob sich wer um die Anordnung kümmert wird dann nicht mehr kontrolliert, jedenfalls zeigte sich an diesem Abend kein weiterer Polizist. Morgen Früh fahr ich sowieso wieder weiter.
17.05.15
Im Morgengrauen ging`s bei spiegelglatter See weiter Richtung Kanal von Korinth. Ca. 40 Meilen, zwischen den Insel Agkistri und Aigina durch und bei vorerst leichtem Wind zum Isthmos – Eingang an der Ostseite des Kanals. Auf den letzten 10 Meilen steigerte sich der Wind und schob von schräg hinten (raumer Wind) kräftig an. Die Wellen wurden auch langsam größer, und je näher ich zum Ziel kam, desto aktionreicher wurde die Situation. Ich reffte das Großsegel und nahm statt der Genua das Fock. Das nützte aber auch nur vorübergehend, denn inzwischen war schon 4-6, mit der Aussicht bald anlegen zu müssen. Vor dem Kanaleingangsbereich gibt es nordseitig eine kleine Bucht, wo ich im ruhigeren Wasser die Segel barg und das Schiff fürs Anlegen präparierte. Danach Anmeldung über Funk Kanal 11 beim „Korinth Canal –Tower“. Dieser forderte mich zuerst zum Warten auf, ließ mich aber kurze Zeit später in den Anlegebereich einfahren. Es war ein spannendes Manöver mit viel Rückenwind und erhöhtem Pulsschlag. Als die Golden Lady verheftet war, mussten ich alle Fender zwischenlegen, denn mein kleines Boot rutschte fast unter die Kaimauer. Danach im Tower die Formalitäten erledigen, 110€ Maut bezahlen, noch 10 Minuten warten und meine erste Korinthkanaldurchfahrung mit der Golden Lady begann (vor zwei Jahren bin ich schon mit dem Motorboot mal durch www.umdiewelt.de). Auf eigenem Kiel im Kanal von Korinth zu sein ist schon ein gewaltiges Erlebnis. Vor lauter fotografieren und filmen fuhr ich zeitweise Schlangenlinien, aber es muss schließlich alles festgehalten werden. Der Wind war auf der drüberen Seite natürlich auch vorhanden und bescherte mir ein zweites adrenalinbehaftetes Anlegemanöver. Letztendlich lag ich im Fährhafen der Stadt Korinth, wo ich zwischen anderen Seglern eine Lücke fand. Ich war echt froh hier zu sein und genoss den Tagesausklang.
18.05.
Der tägliche frühe Aufbruch hatte sich bewährt, deswegen auch heute wieder. Als Tagesziel war die kleine Insel Trizonia im nordwestlichen Bereich des Golf v. Korinth auf dem GPS markiert. Es waren wieder ca. 9 Stunden Fahrtzeit , wo ich von Windstille bis 5-6 Beaufort alles hatte. Da es sich zumeist um Wind von achtern (Rückenwind) handelte, musste ich fast die gesamte Zeit am Ruder stehen, denn der Autopilot schafft dieses „hin und her geigeln“ vor (auf) den Wellen nicht. Bootfahrer wissen was ich meine. Jedenfalls war ich froh wie die Golden Lady in der nichtbewirtschafteten Marina Trizonia längsseits verheftet am Kai hing. Eigentlich ein toller Platz, aber wieder typisch griechisch – keiner schert sich drum. Dauerlieger und ein paar Fahrtensegler, thats it. Nach 200m Fußmarsch gelangt man auf die andere Inselseite, wo quasi der Hauptplatz dieses netten Kleinstdorfes liegt. Ein paar Tavernen, ein 30m Strand, ein Anleger und alles ganz stressfrei. Eine Kellnerin hat mich gleich angesprochen und mir Fisch angepriesen. Nachdem es dort Steckdosen und WIFI gab hab ich mich für später angemeldet. Nach einer Sightseeingrunde und einem erfrischendem Bad hatte ich den ersten Fisch dieser Saison, …und er mundete (im Kreis von 7 hungrigen Katzen) sehr gut. Anschließend zogs mich gleich (so wie immer…) zurück zur Golden Lady, wo ich im Licht der Solarlampe an meinem Onlinetagebuch weiter schrieb.
19.05.15
Die Wetterprognosen für den heutigen Tag bestimmten mein Ziel, welches die ca. 40 Meilen entfernte Marina Messolonghi im gleichnamigen Delta, an der Nordseite des Golfes von Patras sein sollte. Mit dem Morgengrauen erwachte mein Entdeckerdrang und ich setzte meine Tour Richtung Westen fort. Zuvor testete ich noch ein (laut Yachtrevue) elegantes Ablegemanöver bei leicht auflandigem Wind – hat funktioniert J Das erste Highlight folgte bereits nach 15 Meilen, als ich bei der Brücke von Patras durchfuhr. Ein wirklich riesiges Bauwerk, welches mir bei meiner Motorboottour vor zwei Jahren auch schon imponiert hatte. Die zweite Sensation folgte ein paar Hundert Meter später, wo ich mit dem Fernglas eine Mönchsrobbe beim Verspeisen eines Fisches beobachten konnte. Für ein Foto war es leider zu weit entfernt. Inzwischen scheinte bereits die Sonne und ich kam in den Bereich des Messolonghi Deltas. Hier muss großzügig Abstand zum Ufer eingehalten werden, denn es schlummern einige seichte Sandbänke unter der Wasseroberfläche. Die Zufahrt zum Hafen Messolonghi führt über eine Meile in einem breiten Kanal durch eine neusiedlerseeähnliche Gegend. Dann öffnet sich ein großes, rundes Hafenbecken, auf dessen westlicher Seite die Marina angesiedelt ist. Diesmal eine richtige Marina, so wie man sich das vorstellt. Natürlich auch mit Anmeldung und zahlen, wobei 20,38€ für eine Nacht schwer ok sind. Die Golden Lady war noch nicht lange verheftet, als bereits dunkle Gewitterwolken im Anmarsch waren. Kurze Zeit später vielen die ersten Tropfen. Es dauerte aber gerade so lange, dass sich nach einer guten Stunde ein paar Lacken gebildet hatten. Die Stadt musste ich natürlich auch noch erkunden, und so hatte ich einen netten abendlichen Fußmarsch. Es gab sogar eine Fußgängerzone mit Geschäften, Lokalen, etc. Außerhalb dieses Bereiches war es aber ziemlich trostlos und ungepflegt. Ich besorgte mir noch eine Sonnenbrille, denn meine ist in Verstoß geraten – nicht mehr zum finden… Ansonsten, alles wie gehabt, Bericht schreiben, einen Ouzo als „Good Nightcap“ und ab in die Federn.
20.05.
So ein sicherer Platz in einer Marina hat anscheinend auch eine psychologische Wirkung, denn mein Schlaf war prächtig. Gut ausgeruht bin ich deshalb am Morgen eine schöne Runde durch die Salzmarschen, hinaus zum offenen Meer gelaufen. Bei herrlichstem Wetter konnte ich einen Schwarm Flamingos im seichten Wasser herumstochern sehen, und war im sogenannten „Runners High“, oder so ähnlich… Nachdem ich meine Vorräte aufgefüllt hatte, gings um 10 Uhr weiter Richtung Westen und Norden. Heutiges Ziel: Ca. 25 Meilen in die Bucht von Petalas auf der südöstlichsten Festlandseite des ionischen Meeres. Dieses beginnt nämlich nach dem Golf von Patras, und ist quasi mein Heimatrevier. Obwohl, diese Bucht kannte ich noch nicht. Total unverbaut, sehr seicht und ca. 1×2 Meilen groß, wurde mir als einsam beschrieben. Obwohl noch Nebensaison ist, hatte ich bis zum Abend 10 Nachbarschiffe. Das Ionische Meer ist halt wirklich ein sehr schönes Revier und deshalb auch gut besucht. Platzproblem gab`s aber trotzdem keines. Ich konnte in Ruhe meine Eierspeis kochen und wurde erst nervös, als die abendlichen Fallwinde mit bis zu 6 Beaufort daher sausten. Daran werde ich mich wahrscheinlich nicht so schnell gewöhnen.
21.05.
Wieder einer dieser genussvollen und stillen „Ankermorgen“. Ich hab`s zwar schon ein paar mal erwähnt, aber diese Zeit wenn der Tag erwacht gehört für mich zu den schönsten Stunden. Während ich so dahin sinnierte tauchte neben der Golden Lady eine Karettschildkröte auf, schaute mich kurz an und war wieder weg, die dritte auf dieser Tour. Ich hatte heute einen gemütlichen Törn bis zur Insel Meganisi vor mir und dementsprechend keine Eile. Das Wetter war diesig-bewölkt mit 22 Grad und leicht windig. Auf meinem Weg nach Norden fuhr ich die mir noch unbekannte Festlandküste entlang, besichtigte den Hafen Astakos, und nahm die Route nördlich von Kalamos bis in die Bucht von Vathi. Hier befindet sich einer meiner Lieblingsplätze, die „Tavernenmarina“ KARNAGIO, wo ich die nächsten drei Tage bleiben will. Einerseits weil die Wetterprognosen nicht besonders sind, andererseits weil ich hier an einer sicheren Mooringleine hänge, Stromanschluss habe, und es generell ein Wohlfühlplatz ist. Am Montag muss ich dann nur mehr die paar Meilen rüber nach Nidri. Die Zeit bis dahin werde ich es mir gut gehen lassen, ein paar mal laufen, und etwas Schreibarbeit hab ich mir von zu Hause auch mitgenommen. Kurz – ich genieße es hier zu sein. Zudem ist der Liegeplatz gratis, wenn das tägliche Essen dort konsumiert wird. Gegen 15 Uhr traf ich in der kleinen Bucht ein und lag kurze Zeit später sicher verheftet am Steg. (Voranmeldung KARNAGIO Tel: 00302645051071)
Meine Peloponnesumrundung ist hiermit praktisch beendet.
Resümee:
534 (540 bis Nidri) Seemeilen
14 Tage (incl. 1 Rast/Wartetag)
4x vor Anker
9x Hafen
1x (echte) Marina
2x Liegeplatzgebühr (15€ Zakynthos und 20,38 € Messolonghi)
2 Stunden Regen insgesamt
1x Wind bis 7 Beaufort, ansonsten eher moderat,
5x Delphine, 3x Mönchsrobbe, 3x Karettschildkröte, Flamingos, etc. gesehen.
Kein Unfall – kein Gebrechen – kein Verbrechen.
Im GPS- und Internetzeitalter ist es für den Nautiker meist sehr einfach die richtigen Schlüsse zu ziehen. Der Durchschnitt von mehreren Wetterseiten ergab zumeist die tatsächliche Situation, und hatte bei mir die Länge der Etappen, bzw. allfällige Stopp`s wesentlich mitbestimmt. Generell war noch wenig los, insbesondere von Zakynthos bis nach Porto Cheli fanden sich kaum Segler und man sah oft stundenlang kein anderes Boot. Fallweise hatte ich das Gefühl alleine auf dieser Welt zu sein, zumal beim Südpeloponnes auch fast keine Siedlungen, oder Häuser zu sehen sind. Das macht aber eben den Reiz dieser Tour aus. Erst als ich wieder ins Ionische Meer retour kam häuften sich die Begegnungen mit anderen Yachten. Von der Gegend her fand ich den Bereich der Navarinou Bucht (Westpeloponnes), bzw. südlich davon (Methoni, etc.), und vor allem die Insel Elaphonisos sehr sehenswert. Ab Porto Cheli begann wieder der klassische Tourismus, wobei im Einzugsgebiet von Athen vor allem an den Wochenenden einiges los ist. Es war für mich erstaunlich, dass es bereits im Mai Badetemperaturen gab – ähnlich wie bei uns in einem schönen Sommer. Ich kann diese Zeit echt empfehlen. Insgesamt betrachtet, eine wirklich abwechslungsreiche und sehenswerte Tour, mit (für mich) leicht abenteuerlichem Touch.
Vielleicht wundert sich so manche(r) Leser(in) warum ich manchmal alleine unterwegs bin, und vor allem – was sagt meine Ehefrau dazu? Ein gscheiter Mensch hat einmal gemeint: „Für eine gute Beziehung sind Freiraum und Nähe erforderlich.“ In unserer Partnerschaft besteht gegenseitiges tiefes Vertrauen und wir gestehen uns diesen Freiraum (heißt aber nicht Freiheit und Lotterleben) zu. Ich kann deshalb ganz entspannt auf Tour sein, ohne eine „spinnerte“ Frau daheim zu haben. Das ist für mich ein total wichtiger Aspekt um diese Form des Reisens auch genießen zu können. Danke Andrea!
Hallo Franz Rudolf,
gratuliere zu der Sololeistung um den Peloponnes und der informativen Beschreibung deiner Route.
Ich bin diese Strecke heuer im Sommer eine ähnliche in drei Wochen gefahren mit Start in Preveza und Ziel in Lefkas Stadt. In Summe 600 sm…
Schade, dass du dir Monemvasia nicht anschauen konntest – dieser historische Ort hat mir sehr gut gefallen. Wenn du willst, schau mal auf unserem Blog vorbei, ich habe auch versucht, die Runde nachvollziehbar aufzubereiten…
Übrigens, auch wir machen gerne Laufausflüge ins Hinterland. Speziell auf Meganisi von deinem Liegeplatz aus gibt es da eine schöne Laufrunde – die wirst du aber bestimmt eh kennen.
Vielleicht treffen wir uns ja nächste Saison mal in der Region. Wir werden voraussichtlich auch nächstes Jahr wieder einen Teil des Sommers dort verbringen!
LG Markus
Hallo Markus,
freut mich, dass dich mein Bericht interessiert hat. Ich hab dir ein Antwortschreiben an deine E-Mail Adr gesendet.
HG
Franky
Hello,
wir sind auf der Suche nach Infos über Preveza und Umgebung auf deine Urlaubsberichte gestoßen. Sehr interessant ☺es kribbelt beim Lesen…
Wir sind allerdings keine Segler sondern haben seit 5/2015 ein Motorboot auf Trizonia…würden diesen Sommer gerne in die Umgebung von Preveza weiterziehen…hast du Tipps für uns?
Würden uns freuen von dir zu hören/lesen
<3liche Grüße
Andreas & Petra