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16.05. bis 17.05.
Leichte Nervosität am Morgen, denn der Wetterbericht war noch durchwachsen. Der Weg nach Griechenland wird keine Erholungstour sein. Achim und Kerstin (deutsche Segelyacht) sind bereits um acht Uhr Richtung Montenegro abgefahren und wir starten nach einer allseitigen Verabschiedung eine Stunde später. Zuerst war noch das Ausklarieren im Hafen Dubrovnik (Cruz) zu erledigen. Wieder mit Anmeldung per Funk und nach einer kurzen Wartezeit war um 10h alles fertig. Unsere erste Langfahrt konnte beginnen. Das Meer empfing uns außerhalb des Hafens mit einer langen angenehmen Welle (2-3), ohne Regen, leichtem Wind und Temperaturen um die 17 Grad. Wir hatten uns entsprechend vorbereitet und waren wintermäßig adjustiert. Von der Schiunterwäsche bis zur Überhose und Seejacke, was wir aber vorerst nicht benötigten. Zu Hause war das Wetter übrigens noch viel schlechter, dort gabs bereits starkes Hochwasser. Wir fuhren mit gesetzten Segeln, inclusive Motorunterstützung, in ca 5,5 Knoten Geschwindigkeit entlang der Küste Richtung Südosten. Mit der Zeit war die ewige Schauklerei aber schon etwas mühsam und bei der kroatischen Grenze haben wir deshalb auf den Flaggenwechseln verzichtet. Inzwischen hatte es mal kurzzeitig geregnet, die Segel wurden wegen des unpassenden Windes eingeholt und die Seitenplanen montiert. Fallweise bahnte sich die Gischt des Meereswassers den Weg bis aufs Deck und mit dieser Verkleidung waren wir gut geschützt. Bei den Wellen gab es bereits manchmal größere Dinger die uns ähnlich einer Hochschaubahn hoch hoben. Da der Wind aber immer noch mäßig war und wir auf die prognostizierte Wetterberuhigung hofften konnte es ja nur besser werde. Die Jause am frühen Nachmittag hatten wir noch zu uns genommen, auf das Abendessen verzichteten wir angesichts eines bereits flauen Magens. Und dann kam die Dunkelheit… , ein eigenartiges Gefühl. Da die Bewölkung bei 100% lag und immer wieder Regenschauer nieder prasselten, sah man von den Wellen rings herum nicht viel und die Lichter der Uferstädte verschwanden oft im Regendunst. Dazu kam noch die Kälte die wir mit Haube und Handschuhen bändigten. Inzwischen war bereits Kurs Albanien eingeschlagen und der Autopilot plagte sich mit den von schräg hinten kommenden Wellen, die auf 3-4 (kroatische Wellenskala) angewachsen waren. Nachdem Clemens bereits die „Fische gefüttert“ hatte zog er sich in die Kajüte zurück und ich fuhr in diese enterische Nacht. Plötzlich kam ein Gewittersturm, Starkregen fegte übers Boot, und im Finstern sah ich immer wieder weiße Wellenkämme. Das Boot krachte manchmal in die Wellentäler, dass in der Kajüte alles herumflog. Ich muss zugeben, es war kein angenehmes Gefühl und zudem war mein Magen auch schon angeschlagen. Einfach aufhören und sagen „ich mag nicht mehr“ geht aber nicht, und so kämpften wir uns durch diese Nacht. Clemens hat mich um ein Uhr abgelöst und ich wollte heraußen etwas dösen. Das war aber komplett zum Vergessen und so legte ich mich gleich nach dem Niedergang auf den Teppich des Bootsbodens. Dort sind diese Schlingerbewegungen noch am wenigsten zu spüren gewesen. Dazwischen immer wieder das Scheppern von irgendwelchen Gegenständen oder sonstigen beweglichen Teilen. Um vier Uhr habe ich Clemens abgelöst und bin wieder raus in diese unangenehme Nacht. Wenigstens war jetzt zwischendurch der Mond zu sehen und die Wellen glänzten im silbrigen Licht. Von einer Beruhigung jedoch keine Spur. Ganze Zeit – rauf und runter. Gegen fünf Uhr wurde es wieder hell, wir hatten Durres bereits hinter uns und die albanische Hafenstadt Vlore als nächsten Zielpunkt. Eine Regenzelle nach der anderen zog über uns drüber oder vorbei, und der Wind blies uns genau auf den Bug. Die Magennerven spielten noch immer nicht mit und das Frühstück ließen wir auch ausfallen. Der Gedanke nonstop nach Griechenland zu fahren und dabei noch eine zweite Nacht am Boot zu verbringen, ließ uns eine Änderung des Törns planen. Nächster Stopp in Vlore, einklarieren im dortigen Hafen und Übernachtung in der Marina Orikum. Bis dorthin hatten wir aber noch einige Stunden unangenehme Gegenwellen 2-3 die uns das Leben schwer machten. Jedenfalls sind wir um 15 Uhr in den Hafen Vlore eingefahren und haben uns längsseits an einen Schlepper gehängt. Ich kenne diese Gegend ja schon seit meiner Motorboottour vom Vorjahr und so war mir das gesamte Procedere mit „Agent“, Polizei, etc. geläufig. Wir hätten auch im Hafen übernachten dürfen, doch es war starker Südschwell und wir wollten endlich ruhig liegen. Also rüber zur Westseite der Bucht, wo ich mir einen Ankerplatz erhoffte. Leider waren in den wenigen möglichen Buchten entweder kleine Fischfarmen, oder es wurde zu schnell tief, usw. Wir sind deshalb zur nahen Marina Orikum . Diese wird von einem Italiener geführt und hat kroatischen Standard (35€). Als Abendessen hatte ich schnelles Dosenfutter mit ein paar frischen Gemüsen zubereitet. Ein paar E-Mails, WhatsApp, Skype, den Wetterbericht (Marina W-Lan) und nach 21h gings ziemlich erschöpft ab in die Federn.
Dubrovnik – Vlore: 173 Seemeilen Fahrt mit einem Etmal von ca 130NM.