-- Download Wieder in Griechenland as PDF --
Die Golden Lady Segelsaison 2016 ist eröffnet!
Diesmal war es besonders spannend, denn ich war mir bis vor Kurzem nicht wirklich sicher ob mit meinem Schiff alles ok ist. Im vorigen November gab es nämlich im Bereich Lefkas ein stärkeres Erdbeben mit zum Teil schweren Sachschäden und auch zwei Toten. Bei meinen Internetrecherchen habe ich dann noch einen Bericht entdeckt, wo auch von beschädigten Booten bei einer Bootswerft die Rede war. Den Beschreibungen zu schließen war es genau jene Werft, wo die Golden Lady am Trockenen stand. Langer Rede, kurzer Sinn – trotz E-Mails und Telefonaten wusste ich bis vor zwei Wochen nicht, ob mein Boot betroffen war. …dann kam das erlösende Schreiben von Stephen. Er ist Ende April nach Nidri gekommen, hat bei der Golden Lady wieder einige Arbeiten erledigt und das Launching der GL überwacht.
17.05.2016
Nun bin ich gemeinsam mit meinem „alten“ Spezi Norbert eingetroffen um die Ionische Inselwelt wieder zu besegeln.
Die Golden Lady lag wie vereinbart am Schwimmponton der NIDRI MARINA und sah ganz gut aus Zu Beginn gab`s aber noch die obligaten Tätigkeiten zu, wie Schiff reinigen, Segel anschlagen, Großbaum montieren, Wasser in den Tank, alles durchchecken, Beiboot klar machen, etc. Die Wasserpumpe wurde getauscht und die begehbare Deckbeschichtung neu mit Sika Flex verklebt. Dazwischen mit dem Mietauto ein Ausflug nach Lefkas Stadt und in die Bucht von Sivota.
Nach zwei Tagen starteten wir nachmittags die kurze Strecke nach Meganisi. Die Wolken hingen tief, es war Schlechtwetter angesagt. Zum Eingewöhnen waren die 6 Seemeilen aber ganz nett. Wir hatten idealen Segelwind und stoppten in der Vathi-Bucht beim KARNAGIO Marinarestaurant. Irgendwie ist das für mich wie nach Hause kommen, es taugt mir immer wieder hier.
Leider bestätigten sich die Prognosen, so schlechtes Wetter hatte ich hier noch nie – durchwachsen bis grauslich. Beim Karnagio lässt es sich aber einigermaßen aushalten. Nur die Handyverbindung und das Internet sind in dieser Ecke miserabel. Nachdem Norbert aber mitten in seiner FB2 Ausbildung steht wurde uns nicht fad, zumindest ist uns immer wieder eine Beschäftigung eingefallen. Unsere tägliche Laufrunde haben wir auch gedreht – den anschließende Sprung ins Meerwasser hielt ich nur aus Gewohnheit aufrecht. Die Tagestemperatur fiel auf arktische 15 Grad und eine Gewitterzelle nach der anderen kam daher…
Am Sonntag dann endlich Schönwetter und eine gemächliche (Motor)Fahrt bei Wind von 0-1. Die Ostseite von Meganisi Richtung Süden und weiter nach Westen bis Süd-Lefkas / Vasiliki. Hier war es richtig angenehm.
Im Hafen ist noch genügend Platz und es herrscht Ruhe. Zudem hatten wir mit der Restaurantauswahl Glück, es gab den besten gegrillten Oktobus seit langem.
Der nächste Tag brachte einen frühen Start, denn wir hatten einen langen Törn vor uns. Bei der Südspitze von Lefkas herum und die Westseite nach Norden bis zur Insel Paxos. Der Wetterbericht war sehr gut und es wurde tatsächlich eine bequeme Fahrt von über 10 Stunden. Kaum Wellen, wenig Wind, zwei Delphinsichtungen und ganzen Tag Sonne. An der Ostseite der Insel Antipaxos wurden wir etwas langsamer und bestaunten türkisblaue Traumbuchten.
Kurz darauf fuhren wir in den Hafen von Gajos auf der Paxos Ostseite. Hier war ich bereits vor zwei Jahren mit Clemens und wusste deshalb wo wir anlegen werden. Abermals ein nettes Stück Griechenland.
Die kommende Etappe war etwas kürzer und bis Korfu Stadt geplant. Diesen Zeitpolster nützten wir für einen Morgenlauf, die Küste entlang bis zum südlichsten Punkt auf Paxos. Die Sonne versteckte sich noch hinter tiefliegenden Wolken, bzw. Nebelbänken. Dadurch hatten wir bei unserer Weiterfahrt und Sightseeingrunde in der Lakka Bucht nicht dieses Wow-Erlebnis von türkisblauem Wasser und Karibik-Feeling. Zusätzlich lagen die Boote dicht gedrängt, sodass wir ziemlich flott Richtung Korfu weiter fuhren. Zwischen den Inseln kamen schon „Ozeanwellen“ herein und Norbert fragte sich, ob die Golden Lady auch seetüchtig ist. Kein Problem für die GL und auch bei den nachfolgenden 4-5 Beaufort Segelwind hatten wir mit diesem Schiff unseren Spass.
In Korfu klarierten wir bei der Marina Mandraki direkt unter der Festung ein (25€/N). Obwohl es öfters kritische Kommentare zu diesem Standort gibt (Ratten?) gefällt es mir hier sehr gut. Diese Ruhe in unmittelbarer Altstadtnähe ist uns sehr willkommen. Seit meinem letzten Besuch vor zwei Jahren hat sich kaum etwas verändert, die Touristenscharen strömen nach wie vor durch die engen Gassen.
Für die nächsten Tage war stärkerer NW-Wind angesagt. Die Richtung passte zwar, insgesamt veranlassten mich diese Prognosen jedoch für einen zeitigen Aufbruch. Nach einer angenehmen Nacht (hier kühlte es auf 15 Grad ab) legten wir unseren Kurs in Richtung Sivota / Mourtas fest. Die Hälfte der Strecke gab es abermals flotten Segelwind und die GL rauschte mit 5-6 Knoten durchs Wasser.
Rod Heikell schreibt zwar in seinem Hafenbuch, dass man in Mourtas ziemlich unruhig liegt, aber die nautische Infrastruktur an der griechischen Westküste ist eher dürftig und zusätzlich kannte ich diesen Ort noch nicht. Bereits gegen Mittag, noch bevor der Wind auf 6-7 Beaufort auffrischte, fanden wir im Hafen Mourtas in der NW-Ecke einen Liegeplatz inclusive Mooringleine. Als dann am Nachmittag etwas höhere Wellen von draußen in die Hafenbucht kamen wurde es auch in unserem Bereich etwas unruhig – insgesamt aber leicht zum Aushalten. Sivota gefiel uns übrigens sehr gut.
Norbert hatte nur noch zwei Tage Törntage und wollte Freitag in Preveza sein. Da der Starkwind immer erst am Nachmittag kam gabs also noch zwei gemächlichere Vormittage. Nach Parga war es nicht allzu weit und der kleine Hafen in der wunderschönen Valtou Bucht lag ausgesprochen ruhig.
Während ich im Hafenbecken überlegte wo, bzw. wie wir anlegen werden, piepste etwas und plötzlich war Ruhe – Motorausfall! Eine blöde Situation, die sich kein Skipper wünscht. Wir hatten aber Glück, denn die GL war in langsamer Retourfahrt zum Kai und der leichte Wind half uns zusätzlich. Noch dazu fand ich zwischen den kleinen Booten der Einheimischen eine Lücke mit einer dünnen Mooringleine. Irgendwie ist sich alles gut ausgegangen. Die nächste Frage, was ist mit dem Motor? Wahrscheinlich Überhitzung und deshalb automatisch Motor aus. Ansaugstutzen verlegt? Die Golden Lady ist diesbezüglich top vorbereitet, denn ich kann aufgrund eines gefinkelten Ventilsystems (Konstruktion Vorbesitzer Werner) bei einem Schlauch kräftig rein blasen und so den Dreck aus dem Ansaugrohr pusten. Es hat tatsächlich funktioniert und der nachfolgende Probelauf zeigte keine Auffälligkeiten.
Nach dieser Aufregung hatten wir uns einen gemächlichen Strandaufenthalt verdient (18 Grad Wassertemperatur). Hier ist es total touristisch und fast die gesamte Bucht mit Sonnenschirmen und Liegen zugepflastert. Dahinter befindet sich ein Lokal neben dem anderen. Von dieser Bucht geht man ca ¼ Stunde bis zur Ortschaft Parga, welche sich in der nächsten Bucht (steil rauf und wieder runter) befindet. Alles sehr gepflegt und sehenswert, ein echter Fremdenverkehrshotspot.
Von Parga blieb nur mehr eine Etappe mit ca 30 Seemeilen bis Preveza. Es begann ganz zahm mit Motorfahrt und steigerte sich bis 6 Beaufort bei der Einfahrt nach Preveza. Vom Blister bis zur kleinen Fock, glatt bis ziemlich wellig.
Insgesamt hatten wir seit Beginn knapp 180 Seemeilen zurückgelegt. Norbert konnte in dieser Zeit ungeschminkten Einblick in das Skipperleben erhalten, bin neugierig wie sich seine nautische Zukunft gestalten wird 😉